Ihre Gefühle geben Menschen auf dem Weg zur Arbeit nicht an der Eingangstür ab, sondern nehmen sie mit – weil sie sie brauchen, um gut arbeiten zu können. Dies haben drei Psychologinnen und ein Psychologe nun erstmals auch empirisch in einer Befragung sowie einer Tagebuch-Studie gezeigt. Erwerbstätige gaben Auskunft darüber, ob sie sich an ihren Arbeitsplätzen bemühten, ihre Stimmung zu verbessern - mit dem Ziel, sich wohlzufühlen und schlechte Laune abzustellen. Diejenigen, die das gut konnten, berichteten auch, mit ihren Leistungen und Erfolgen zufriedener zu sein.
Vermutlich regulieren wir unseren Gefühlshaushalt besonders dann, wenn wir eine Aufgabe nicht so gut gemeistert haben, wie wir wollten oder wenn wir glauben, versagt zu haben, schreiben die Autorinnen und der Autor. Anders als gedacht hatten die Befragten bei ihren Gefühlen am Arbeitsplatz jedoch nicht soziale Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen im Sinn.
Die Forschenden wollten wissen, welche verschiedenen Motive es gibt, die Gefühle am Arbeitsplatz zu regulieren: den Wunsch, sich einfach besser zu fühlen (Hedonismus), den Wunsch, berufliche Aufgaben gut zu meistern (aufgabenbezogenes Motiv) und das Bestreben, gute Beziehungen im Arbeitsumfeld zu haben (soziales Motiv). Diese drei Motive ließen sich nach der Befragung von rund 600 Erwerbstätigen auch deutlich unterscheiden. Als relevant erwiesen sich jedoch nur die ersten beiden.
Gefühle, wie die Organisation sie erwartet
Außerdem gingen die Psychologinnen und der Psychologe in einer Tagebuchstudie mit rund 80 Angestellten der Frage nach, inwieweit Befragte versuchten, ihre eigenen Gefühle so zu regeln, dass sie mit der Unternehmenskultur übereinstimmten, was in der Fachsprache deep acting genannt wird. Dies kann der Fall sein, wenn Mitarbeitende im Kundenservice tätig sind, wo Freundlichkeit und gute Laune erwartet werden. Es kommt aber auch in anderen Unternehmen vor, dass gute Stimmung erwünscht ist.
Wie genau die Befragten ihre Gefühle regulierten, wurde in der Studie nicht gefragt. Stand die Emotionsregulation am Arbeitsplatz im Einklang mit den Erwartungen der Organisation oder des Arbeitsgebers, schien es bei den Teilnehmenden besonders gut zu funktionieren. Diejenigen, die es machten, berichteten auch davon, dass sie an dem Tag mehr geleistet hätten. Sie hatten vermutlich auch die meiste Routine beim Managen ihres Emotionshaushaltes, schreiben die Autorinnen und der Autor.
Uta K. Bindl u. a.: Managing your feelings at work, for a reason: The role of individual motives in affect regulation for performance-related outcomes at work. Journal of Organizational Behavior, 2022. DOI: 10.1002/job.2628