In der ehemaligen DDR wurden Kinder wesentlich häufiger als in der damaligen Bundesrepublik in Krippen betreut, nach dem dritten Geburtstag dann in Kindertagesstätten. Waren sie dadurch häufiger Gewalterfahrungen ausgesetzt? Hat das im Erwachsenenalter zu psychischen Problemen geführt?
Ein Forschungsteam wertete Daten von 1743 Personen aus, die zwischen 1949 und 1983 in der DDR geboren worden waren. Das Ergebnis: Ein Zusammenhang zwischen institutioneller Betreuung und Gewalterfahrungen in der Kindheit wurde nicht gefunden. Es sind Gewalterfahrungen an sich, ob in der Familie oder in einer Betreuungseinrichtung, die das Risiko für psychische Probleme im Erwachsenenalter erhöhen.
Im Jahr 2022 waren insgesamt mehr als 3000 Personen im Forschungsverbund „DDR-Psych“ persönlich befragt worden. Es wurden die Angaben von allen Befragten ausgewertet, die mindestens die ersten sieben Jahre ihres Lebens in der ehemaligen DDR gelebt hatten. Die Forschenden wollten wissen, wie sie im Vorschulalter betreut worden waren und ob es Gewalterfahrungen sowie emotionale und körperliche Vernachlässigungen in der Kindheit gegeben hatte, und zwar im familiären wie im Umfeld der Einrichtung. Ebenso erfassten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Symptome von Angst und Depressionen.
Die Forschenden fanden Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen berichteten häufiger von sexuellem Missbrauch in der Familie, Männer von körperlichem Missbrauch in den Institutionen.
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Quelle
Claudia Helmert u.a.: Institutionalisierte Kindesbetreuung im Vorschulalter und berichtete Misshandlungen: Eine Befragung in Ostdeutschland. Psychiatrische Praxis, 2025. DOI: 10.1055/a-2416-0998