Veränderungen sind unberechenbar: Sie können schleichend passieren, etwa in einer langjährigen Beziehung oder im Job. Aber sie können auch plötzlich auftreten und unser Leben unterbrechen wie im Fall einer Trennung, einer Krankheitsdiagnose. Doch wie bemerken wir sie, wann reagieren wir auf sie?
Der Wissenschaftler Ed O’Brien von der Universität Chicago stellt in einem Überblickspaper ein Modell vor, das er flexible threshold theory of change perception nennt. Es ist das Ergebnis seiner Forschungen zu dem Thema und sagt aus, dass wir zwar alle unsere Umgebung und die Ereignisse um uns herum ständig darauf hin scannen, ob sich etwas tut, es aber gleichzeitig von zwei Dingen abhängt, ob und wie wir reagieren. Erstens: Ist die Veränderung relevant für uns? Und zweitens: Welche Folgen kann sie haben?
Der Forscher führt aus, dass wir grundsätzlich auf Signale für Veränderungen eher selten reagieren: „Menschen gehen erst einmal den Weg des geringsten Widerstands“, schreibt er. Forschungen zeigten außerdem: Manchmal entscheiden wir, nichts zu tun, etwa wenn wir schon viel Energie in ein Vorhaben investiert haben, zum Beispiel in eine langjährige Beziehung – wir tun dann nichts, auch wenn es schon lange zu Konflikten kommt.
Damit wir auf eine Veränderung reagieren, müssten wir erst eine innere Schwelle überschreiten, schreibt der Wissenschaftler. So kann es sein, dass wir beginnen, uns um die Beziehung ernsthafte Sorgen zu machen, und die Partnerin auf das Problem ansprechen, das sich entwickelt hat. Dann kann die Angst um die Partnerschaft uns motivieren, das Thema anzugehen.
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Quelle
Ed O’Brien: A flexible threshold theory of change perception in self, others, and the world. Psychological Review, 2024. DOI: 10.1037/rev0000490