Sexualität umfasst vieles, nicht nur den Sex. Der Begriff bezeichnet beispielsweise auch Aspekte des Erlebens und Verhaltens, die sich auf das anatomische, soziale oder Identitätsgeschlecht beziehen. Themen der Sexualität – etwa die sexuelle Orientierung – empfinden wir oft als bedeutsam für unsere Identität.
Die Sexualpsychologie erforscht auch, wie etwa Geschlechterrollen wirken und worauf es beim Sex ankommt. Ob mit einer oder mehreren Personen, in wilden Träumen und Praktiken, alleine oder gar nicht – wie wir Sexualität leben, bleibt ab dem Erwachsenenalter weitgehend stabil: Forschende sprechen von der individuellen lovemap: Im Austausch mit biologischen Prozessen schreiben sich Muster früher Bindungen und erster sexueller Erfahrungen in eine innere „Landkarte“ ein, von der wir uns immer wieder leiten lassen. Auch kulturelle und mediale Trends nehmen vor allem in Kindheit und Jugend Einfluss auf spätere Vorlieben.
Dennoch lässt sich die eigene Sexualität ein Leben lang neu erfahren: Zum Beispiel wenn es gelingt, auch konflikt- oder schamhafte Fantasien in einer vertrauensvollen Partnerschaft zu teilen. Besonders nach schwierigen Beziehungserfahrungen kann es darum gehen, sich eigenen Gefühlen wieder zu öffnen. Eine neugierige und akzeptierende Haltung ist auch das erste Etappenziel zur Lösung der häufigsten Sexprobleme. Wenn Schwierigkeiten wie Erektionsstörungen Betroffene länger belasten, lohnt sich eine Therapie. Befriedigend erlebter Sex kann die Partnerschaft und den Selbstwert festigen; wer häufiger mit jemand anderem intim wird, empfindet sogar mehr Lebenssinn.
Doch selbst in harmonischen Beziehungen ist Sex nicht immer Quelle der Lust – sondern mitunter auch der Resonanzraum, in dem Konflikte wahrnehmbar werden. Nicht nur mit Partner oder Partnerin, sondern auch bei spontaneren Gelegenheiten hilft es, ins Gespräch zu kommen: Erwartungen, aber auch persönliche Grenzen offen mitzuteilen und aufeinander abzustimmen kann der Schlüssel zu einvernehmlich genussvollem Sex sein.