Ihre Mutter beschreibt Frau K. als eine Art Eiskunstlauf-Mom. Nur dass diese sie nicht zu einer zweiten Marika Kilius (kennt die noch jemand?) dressieren, sondern aus Frau K. eine weltberühmte Musikerin machen will. (Immerhin hat sie es zur Lehrerin am Konservatorium geschafft.) Seit der Vater erfolgreich aus der gemeinsamen Wohnung vertrieben wurde, sind Mutter und Tochter einander noch näher in innig sadomasochistischer Zwietracht verbunden.
Ihre Psychoanalyse füllt die Patientin mit Klagen über den Kontrollwahn der Mutter sowie die Schilderung ihrer eigenen Symptome. Das ist keineswegs langweilig, im Gegenteil: Ein Eifersuchtsanfall der Mutter endet in einer wüsten Prügelei zwischen den beiden, anschließend schlafen sie erschöpft zusammen im Ehebett ein. Frau K. schwankt zwischen Fremd- und Selbstaggression; sie verstrickt sich in eine fatale Affäre mit einem Schüler, den sie ihrerseits quält und von dem sie vergewaltigt wird. Einer Nebenbuhlerin steckt sie Glasscherben in die Manteltasche. In nächtlichen Streifzügen beobachtet sie Paare beim Sex im Park… Wenn Sie spricht, hat man den Eindruck, man lausche einer kinky Pornosoap mit immer neuen Wendungen und Variationen.
Ihre Lust scheint sie kaum aus ihrer wahrhaft polymorph-perversen Sexualität zu beziehen, als vielmehr daraus, der Überwachung ihrer Mutter zu entwischen und die Kontrolle im Verhältnis zu den Objekten ihrer ihr selbst obskuren Begierde umzukehren. Manchmal denke ich, man sollte ihr Leben verfilmen.
Aus welchem Buch stammt die beschriebene Patientin? Hier finden Sie die Auflösung.