Charlotte Zach erzählt:
„Ich hatte das Glück, in meiner Familie eine unverkrampfte Körperlichkeit zu erleben. Als Kind spielte ich nackt im Garten. Doch Ärztinnen und Therapeuten vermittelten mir oft, wie defizitär mein Körper sei.
Als Teenager versuchte ich ihn deshalb zu ignorieren, dabei hatte ich insgeheim viele Fragen, zum Beispiel auch diese: Tampons bereiten mir Schmerzen – wegen meiner Tetraspastik?
Die Frauenärztin sagte zu meiner Mutter, ich sei niedlich. Auf Partys fragten Fremde unverblümt, ob ich ,als Behinderte‘ Sex haben könne. Ich gab mich schlagfertig, aber wie wäre die Realität?
Im Web fand ich dazu keine Tipps. Menschen mit Behinderung haben keinen Sex zu haben. Punkt. Erst im Studium hatte ich den Mut, über meine Ängste zu sprechen. ,Lotte, du bist eine attraktive Frau. Wenn du Sex haben möchtest: Go for it!‘, ermutigten mich die anderen in der WG.
Ich beschloss, Gestalterin meiner Situation zu werden. Statt meinen Körper als Defizit wahrzunehmen, versuchte ich es mit liebevoller Aufmerksamkeit – ich cremte mich ein, machte Yoga und erkundete meinen Körper.
Wenig später traute ich mich dann, mein erstes Mal zu erleben. Ich erzählte nichts von meiner Angst vor Schmerzen. Ich wollte keine ,selbsterfüllende Prophezeiung‘ hervorrufen. Es war nicht bombastisch, aber es funktionierte. Wie erleichternd!
Aus meiner Angst ist Wut, Stolz und Trotz geworden. Ich kenne jetzt die gesellschaftlichen Mechanismen: Wegen meiner Behinderung ist mein sozialer Status anscheinend vermindert, mir wird Sexualität und daraus abgeleitet auch Produktivität abgesprochen. Das ist eine Frechheit!“