Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter haben ein hohes Risiko, durch die Belastungen bei ihrer Arbeit krank zu werden. Bei einer Untersuchung des Kasseler Professors Alfons Hollederer berichtete ein Viertel der Befragten von emotionaler und körperlicher Erschöpfung während der Arbeit.
Yvonne Kahl und Jürgen Bauknecht fanden heraus, dass in der sozialen Arbeit vor allem zu wenig Einfluss auf die Arbeitsmenge als belastend wahrgenommen wurde. Als ein weiterer Belastungsfaktor zählte unter anderem auch, Dinge nicht zu beherrschen oder nicht gelernt zu haben. In der Untersuchung fiel auf, dass Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter dies sowohl im Vergleich zu anderen Sozialberufen als auch zu allen anderen Gruppen etwas häufiger angaben – nur bei Lehrkräften lag der Wert noch höher. Die Gründe wurden in der Studie nicht abgefragt.
Studienautorin Kahl sieht aber in der sozialen Arbeit den Fachkräftemangel, finanziell angespannte Verhältnisse bei Arbeitgebern, eine erhöhte Anzahl zu bearbeitender Fälle und steigende Qualitätsanforderungen als mögliche Einflüsse. Diese Rahmenbedingungen können dazu führen, dass Beschäftigte schnell viele und umfangreiche Aufgaben übernehmen müssen.
Wenn dann zusätzlich Spannungen im Team auftreten oder Zusammenhalt fehlt, wirkt das besonders ungünstig, denn das Gefühl, am Arbeitsplatz Teil einer Gemeinschaft zu sein, oder die Erfahrung, Hilfe von Kolleginnen und Kollegen zu bekommen, zählen wiederum zu den Resilienzfaktoren bei der Arbeit. Soziale Unterstützung von Mitarbeitenden und Vorgesetzten scheint die psychische und emotionale Erschöpfung verringen zu können, heißt es in der Studie.
Wollen Sie mehr zum Thema erfahren? Dann lesen Sie außerdem den Erfahrungsbericht eines Sozialarbeiters aus Berlin in „Ich habe Angst vor Herrn X“.
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Quellen
Alfons Hollederer: Wer leidet in der Sozialen Arbeit an Erschöpfung? Ergebnisse einer Repräsentativerhebung. Soziale Passagen, 15, 2023, 233–250
Yvonne Kahl, Jürgen Bauknecht: Psychische und emotionale Erschöpfung von Fachkräften der Sozialen Arbeit. Entwicklung, Ausmaß und die Rolle von Belastungs- und Resilienzfaktoren. Soziale Passagen, 15, 2023, 213–232