Eine Übung, um aufgestauten Gefühlen Raum zu geben
Körperlich betrachtet haben Emotionen eine natürliche Halbwertszeit. Wenn wir zum Beispiel vor Wut weinen, beruhigen wir uns und empfinden weniger Ärger. Doch im Alltag ist es oft schwierig, Gefühle auszuleben; so verschleppen wir sie in Grübelschleifen, körperlichen Symptomen oder Verstimmungen.
Durch gefühlsbetontes Schreiben können wir sie besser verarbeiten.
Denken Sie zunächst an eine Situation, die negative Gefühle in Ihnen geweckt hat, egal wie lange sie her ist. Vielleicht hatten Sie eine Auseinandersetzung mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin. Der Streit ist vorbei, aber die Wut lässt Sie einfach nicht los.
Beschreiben Sie zunächst die Ausgangssituation so ausführlich und sachlich wie möglich. Beispielsweise: „Ich habe um 18 Uhr die Haustür aufgeschlossen und mein Partner saß rechts auf dem Sofa…“
Schreiben Sie ohne Unterbrechung alles runter. Schrift, Grammatik und Rechtschreibung spielen keine Rolle.
Erkunden Sie dabei, so detailliert es geht, die Gefühle zum damaligen Zeitpunkt, etwa: „Ich war wütend. Es fühlte sich an, als ob es in meiner Brust brodelt, und mein Kiefer war angespannt.“ Verzichten Sie darauf, Gründe für Ihre Emotionen zu suchen oder sie zu bewerten. Bleiben Sie dabei, wie es sich angefühlt hat. Es ist normal, wenn dabei negative Empfindungen aufkommen.
Schreiben Sie in den darauffolgenden zwei bis vier Tagen noch mal über dasselbe Ereignis und Ihre Gefühle. Wahrscheinlich bemerken Sie, dass sich diese verändern.
Probieren Sie, sich dreimal pro Woche 15 Minuten Zeit für die Übung zu nehmen. Studien zufolge unterstützt das sogar die körperliche Gesundheit: Personen, die sich unangenehme Erlebnisse von der Seele schrieben, hatten im Folgejahr weniger körperliche Beschwerden und Arztbesuche als Menschen, die neutrale Situationen dokumentierten.
Literatur
Sven Barnow: Gefühle im Griff! Wozu man Emotionen braucht und wie man sie reguliert. Springer, Berlin 2018