Der Erziehungsstil der Eltern spielt eine wichtige Rolle dabei, ob genetisch vorbelastete Kinder ausgeprägte Symptome einer Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickeln oder nicht. Dies berichten der Psychiater Marsal Sanches von der University of Texas und die Psychiaterin Mandeep Kaur in einem Forschungsüberblick. Sie kommen zu dem Fazit: Gelingt es Eltern trotz eigener Probleme, den Kindern gegenüber zugewandt und freundlich zu bleiben, aber nicht zu großzügig und regellos (permissiv) zu sein, sinkt deren Risiko für den Ausbruch der Erkrankung deutlich.
Inzwischen belegt eine Vielzahl von Studien, dass eine Borderlinestörung es besonders Müttern erschwert, sich ihren Kindern gegenüber angemessen zu verhalten. So können die Kinder keine sicheren Bindungen aufbauen und entwickeln weit überdurchschnittlich selbst schwerere Symptome, was meist in der Pubertät beginnt.
Da dies jedoch nicht bei allen der Fall sei, werfen Kaur und Sanches die Frage auf, ob in der Forschung künftig in den Blick genommen werden soll, wie sich die Kinder in puncto Resilienz unterscheiden. Ein therapeutischer Weg könnte sein, dass Erwachsene alternative Beziehungsmuster lernen und diese dann auch im Kontakt zum Kind einsetzen.
Mandeep Kaur, Marsal Sanches: Parenting role in the development of borderline personality disorder. Psychopathology, 2022. DOI: 10.1159/000524802