Manche Vielleserinnen und -leser brauchen nicht ständig neue Bücher – sie sind damit zufrieden, ein Buch, das sie lieben, immer wieder zu lesen. Vier Psychologinnen fragten sich, ob diese Menschen das aus einem bestimmten Grund tun. Die Untersuchung zeigte: Es waren Personen mit einem unsicheren, ängstlichen oder vermeidenden Bindungsstil. Häufiger als andere gaben sie an, sich in ihrem Umfeld wenig zugehörig zu fühlen, und sie berichteten öfter von persönlichem Stress.
Befragt worden waren insgesamt rund 700 Personen. Vielleserinnen und -leser neuer Bücher zeigten diese unsicheren Bindungen nicht und gaben an, sich in ihrem Umfeld gut aufgehoben zu fühlen. Bei der Frage, ob die Teilnehmenden Wert auf die Vorhersagbarkeit von Ereignissen legten, gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Das Phänomen habe nichts mit dem Inhalt des Buchs zu tun, schreiben die Forscherinnen. Eine Geschichte immer wieder zu lesen bedeute: Die Bindung an die Heldinnen und Helden ist sicher, nicht gefährdet und nicht beängstigend. Offenbar ist es für Wiederholungsleserinnen und -leser beruhigend, das immer wieder zu erleben und zu vertiefen.
Aber unabhängig davon, ob sie ein Buch mehrmals oder nur einmal lesen: Alle „Bücherwürmer“ gehen zu den Protagonisten ihrer Geschichten enge Bindungen ein.
Lauren M. Ministero u.a.: Back where I belong: Rereading as a risk-free pathway to social connection. Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts, 2021. DOI: 10.1037/aca0000375