Risiken des Anspruchsdenkens

Menschen, die glauben, sie hätten etwas Besseres verdient als andere, bezahlen ihre Einstellung unter Umständen mit bestimmten psychologischen Risiken.

Wer zu Anspruchsdenken neigt, ist offenbar ständig bestrebt, den eigenen sozialen Status zu verbessern. Diesen Aspekt des Anspruchsdenkens (entitlement) wiesen Psychologen in sieben Studien mit mehr als 2300 Teilnehmern erstmals nach. Dabei geht es um eine Grundhaltung, mehr Anrecht als andere auf gute Behandlung zu haben und bedient zu werden, ohne etwas zurückgeben zu müssen. Diese Haltung werde häufig mit Narzissmus gleichgesetzt, schreiben die Autoren, es sei jedoch nicht dasselbe.

Die Psychologen legten den Probanden unter anderem die Psychological Entitlement ­Scale vor, die das Anspruchsdenken in der Bevölkerung erfasst, außerdem Skalen zu Neid, Dominanz- oder Prestigestreben. Die Ergebnisse zeigen: Anspruchsdenken und Statusstreben gehen mit psychologischen Risiken einher. Zum einen sei der soziale Status immer eine fragile Angelegenheit – auch wer sich sehr anstrenge, ihn zu verbessern, habe das nicht allein in der Hand.

Diese Menschen gerieten zudem leicht in soziale Konflikte, etwa in Wettbewerbssituationen, oder würden neidisch, sobald sie mit anderen zusammenkämen, die einen höheren Status haben. Der Versuch, mit dem Status auch sein Prestige zu steigern, verschlechtere dieses eher, berichten die Forscher.

Jens Lange u. a.: A status-seeking account of psychological entitlement. Personality and Social Psychology Bulletin, 1/16, 2018. DOI: 10.1177/0146167218808501

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 6/2019: Vom Glück, Verantwortung zu teilen
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