Wenn wir ständig unsere Grenzen überschreiten und unzufrieden mit uns sind, sollten wir eigentlich wohlwollender mit uns umgehen. Doch vielen Menschen fällt das schwer, denn Selbstfürsorge braucht ein stabiles Selbstwertgefühl. Mit dieser Übung kommen wir beidem näher.
Dafür stellt man sich einen wohlmeinenden Begleiter oder eine gutmütige Begleiterin vor. Zuerst gibt man ihm oder ihr einen positiven Namen, das kann ein Vorname sein oder auch etwas wie „mein guter Beobachter“. Es sollte jedoch nicht der Name einer Person sein, die man kennt.
Manchen Menschen genügt es, sich die wohlmeinende Begleiterin vorzustellen; anderen hilft es, sie an ein Symbol zu knüpfen, etwa ein Stofftier oder eine Handpuppe.
Der wohlmeinende Beobachter ist der Gegenspieler der „inneren Kritikerin“, also der Haltung, uns selbst negativ zu beurteilen und damit zu quälen. Der wohlmeinende Beobachter hingegen blickt liebevoll auf uns, er gesteht uns zu, dass wir Trost, Erholung oder Zuwendung brauchen, er weiß, was uns guttut, und er wünscht es uns.
Um seinen fürsorglichen Blick zu entwickeln, hilft es, sich zu fragen, was einem eine gute Freundin raten würde. Oder man stellt sich vor, wie man selbst auf eine geliebte Person schaut. Diese Haltung übernimmt man dann sich selbst gegenüber.
Nun gilt es, diese Einstellung in den Alltag einzubauen. Sie könnten im Laufe des Tages immer wieder innehalten und sich fragen, was Ihr innerer Begleiter sagen würde, wenn er Sie gerade beobachtet. Oder Sie nehmen sich abends Zeit und lassen ihn aufschreiben, was ihm aufgefallen ist an dem Tag. So entwickeln Sie langsam einen freundlicheren Blick auf sich selbst.
Quelle
Friederike Potreck-Rose, Gitta Jacob: Selbstzuwendung, Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen. Psychotherapeutische Interventionen zum Aufbau von Selbstwertgefühl. Klett-Cotta, Stuttgart 2019 (12. Auflage)