Professor Warszta, welche Folgen hat es, wenn die eigenen Werte nicht mit denen des Unternehmens übereinstimmen?
Das Selbstbild leidet und ich habe vier Möglichkeiten: Ich muss es mir schönreden, mich damit abfinden, kündigen – oder versuchen, etwas zu verändern. Die letzte Möglichkeit ist deshalb gut, weil es nicht nur mein Wertefundament, sondern auch mein Selbstwertgefühl stärkt, wenn es mir gelingt. Es gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen, sich kompetent zu fühlen und Sinn zu erleben.
Kann man schon als Berufseinsteigerin etwas verändern?.
Ja, aber nur wenn das Umfeld stimmt und man klug vorgeht. Auch das Unternehmen muss für eine Veränderung offen und die Führungskräfte sollten einverstanden sein. Ist das der Fall, sucht man sich Verbündete und stellt heraus, warum die eigenen Werte auch für den Arbeitgeber gut sind. Zum Beispiel weil sie das Unternehmen von anderen abheben.
Wie bleibt man seinen Werten im gesamten Arbeitsleben treu?
Indem man immer wieder in sich selbst hineinhorcht. Es ist allerdings auch nicht verwerflich, wenn man bei einer Stelle nicht alle Werte ausleben kann. Man muss überall Kompromisse eingehen, aber man kann entscheiden, welche noch akzeptabel sind. Wem etwa bei der Arbeit die Kreativität fehlt, der kann in seiner Freizeit kreativ werden.
Und manchmal kann es sich lohnen, zuerst eine weniger passende Stelle anzunehmen, um später eine bessere zu bekommen. Aber mittelfristig sollte man in einem Umfeld arbeiten, das zu den eigenen Werten passt.
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Dr. Tim Warszta ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule Westküste und forscht zu Personalmanagement. Etwa dazu, wie man junge Nachwuchskräfte gewinnt und hält.