„Mir hat es immer Angst gemacht, wenn ich andere mit ihrem Namen ansprechen musste.“ Worum geht es hier? Zwei Psychologinnen und ein Psychologe aus Österreich haben begonnen, ein Phänomen zu erforschen, das sie Alexinomie nennen – die Unfähigkeit, andere Personen mit ihrem Namen anzusprechen. In einer Studie gingen die drei der Frage nach, ob und wie häufig es auf englischsprachigen Onlineplattformen und in Blogs auftaucht.
Das Ergebnis: Insgesamt 184 Personen wurden gefunden, die in einer großen Zahl von Posts ausführlich davon berichteten. Die Frauen und Männer erlebten es als furchterregend und peinlich, die Vornamen ihrer Partnerinnen, Freunde oder Freundinnen in deren Gegenwart auszusprechen. Sie erzählten, wie viele Schwierigkeiten und Unverständnis das nach sich zog. Insgesamt werteten die Forschenden dafür 1227 Einzeltexte von Menschen aus, die etwas zu dem Thema gepostet hatten, und teilten sie vier Kategorien zu: Symptome der Alexinomie, Copingstrategien, Vulnerabilitäten, Anzeichen sozialer Angst oder Phobie. Das Forschungsteam vermutet, es könnte sich um eine Spielart sozialer Angst handeln.
Wie das Team berichtet, haben Vornamen vor allem in westlichen Kulturen eine hohe individuelle Bedeutung und stehen beispielsweise für das Geschlecht; auch Charaktereigenschaften werden damit verbunden. Viele Vornamen haben ein festes Image. Aus anthropologischen Forschungen in afrikanischen oder asiatischen Kulturen ist bekannt, dass es einen Mangel an Respekt bedeuten kann, wenn ranghohe Personen mit ihrem Namen angesprochen werden.
Quelle
Alexis Bergert u.a.: “Why can’t I say people’s names?” Alexinomia as a widespread psychological phenomenon. Acta Psychologica, 2024. DOI: 10.1016/j.actpsy.2024.104279