Gärten als Korrektiv

​Kräuter, Labyrinth, Musik: Berndt Vogel zeigt in einem Buch Gärten als seelisch heilende Gegenpole.

Der Autor Berndt Vogel, seines Zeichens Leiter der Garten- und Landschaftstherapie der Psychiatrie St. Gallen-Nord am Standort Wil, zeigt in diesem Buch, warum ­Gärten gut für unsere Seele, für unsere Sinne und sogar die Humanität unserer Gesellschaft sind: Wir brauchen dringend Grün, das ist die Zeitgeistdiagnose des im positiven Sinne essayistischen Buchs. Denn in einer Zeit, in der immer mehr funktionalisiert und der Mensch oft auch in seinen Arbeitswelten kontrolliert wird, kann Grün als humanistisches Korrektiv wirken.

Die Gärten, die das Buch vorstellt, sollen geistig-seelische und damit heilende Gegenpole darstellen. Dabei ist das Buch wie eine Einladung aufgebaut, in den verschiedenen Gärten mit Lebenslust zu erblühen. Die vorgestellten Gärten reichen vom Kräutergarten über den Nasch- und Küchengarten, den Räuchergarten (mit Informationen über Räucherpflanzen) bis zum Seelen- oder Bibelgarten, wobei überraschend deutlich wird, wie viele Pflanzen in der Bibel eine zentrale Rolle spielen.

In Krisen und für Abenteuer

Vorgestellt werden auch die therapeutisch wirksamen und die Lebenslinie reflektierenden Wirkungen eines Labyrinthgartens bei Krisen oder die Korrespondenzen von Kunst- oder Musikinstallationen mit den Bewegungen der Natur. Schließlich finden auch Abenteurer Handreichungen mit Mehrwert, etwa für einen eigenen Bauwagen oder ein Naturatelier.

Vogels Buch ist gut recherchiert und zuweilen in philosophischem Ton geschrieben, so dass die Lektüre durchgehend gewinnbringend, erhellend bis überraschend und geistreich ist. Man spürt: Hier hat jemand seine Liebe zum Grün auf Papier gebracht. Dass das Buch selbst teils essayistisch wildwuchsartig daherkommt, ist dabei nur interessant und anregend.

Berndt Vogel: Grün für die Seele. ­Menschen aufblühen ­lassen. Hogrefe, Bern 2017, 224 S., € 34,95

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