Wenn Geschwister sich streiten, schauen viele Eltern weg. So manche Rauferei wird als harmlos und normal betrachtet. Dabei wissen Psychologen, dass Mobbing und Gewalt unter Geschwistern im Erwachsenenalter zu Einsamkeit und gesundheitlichen Problemen führen können. Geschwistermobbing kommt vor allem in Familien mit mehr als zwei Kindern vor. Dies ergab eine Studie, für die Forscher Daten von 6838 Kindern und ihren Müttern auswerteten. Verbale Beleidigungen, körperliche Übergriffe, Missgunst und Lügen unter Geschwistern sind dort häufiger an der Tagesordnung als in Familien mit nur zwei Kindern.
Ältere Brüder schikanieren jüngere Geschwister
Wer mehrere Geschwister hat, männlich ist und zuerst geboren wurde, ist dabei besonders gefährdet, seine Geschwister zu drangsalieren. Mädchen und Jungen mit älteren Brüdern müssen häufiger unter Schikanen leiden. Die Aggression unter den Geschwistern ist laut den Forschern eine Folge des Verteilungskampfes um Ressourcen und ein Ringen um soziale Dominanz. Mit jedem weiteren Kind müssten Geschwister um die Aufmerksamkeit, Gunst und materiellen Güter der Eltern buhlen. Um Konflikte unter Geschwistern zu vermeiden, müssten Eltern lernen, wie sie es Erstgeborenen leichter machen können, ihre Situation zu akzeptieren, und wie die Beziehungen unter den Geschwistern verbessert werden können.
Slava Dantchev, Dieter Wolke: Trouble in the nest: Antecedents of sibling bullying victimization and perpetration. Developmental Psychology, 55/5. DOI: 10.1037/dev0000700