Fühlen wir uns zu anderen Menschen mit negativen Eigenschaften hingezogen, weil wir diese Merkmale auch von uns selbst kennen? Eine Studie legt diese Vermutung nahe: Teilnehmer, die bei sich selbst negative Eigenschaften sahen, bevorzugten fiktive Bösewichte, denen sie ähnelten. Sie taten dies, solange sie in dem Experiment allein arbeiten sollten. Wenn sie diese Ähnlichkeit sahen und angaben, lag es wohl daran, dass niemand es mitbekam, mutmaßen die Psychologen – und somit keine Bedrohung für ihr Image davon ausging.
Zunächst analysierten die Wissenschaftler Daten einer kommerziellen Unterhaltungsplattform, auf der es darum geht, Fan von bestimmten Charakteren zu werden. Dort standen zum Untersuchungszeitpunkt knapp 4000 Charaktere vom Held bis zum Übeltäter zur Auswahl und es waren gut 230000 User registriert. Die Selbsteinschätzungen von Usern verknüpften die Forscher mit ihrer Bewertung der Bösewichte.
Darüber hinaus beschrieben die Forscher in mehreren Experimenten mit rund 1300 Teilnehmern die Hauptfigur einer TV-Show entweder als Held oder als Schurke. Probanden sollten die Figur mit sich selbst vergleichen, und zwar im Hinblick auf gute und böse Eigenschaften. Zudem fragten die Psychologen nach der persönlichen Relevanz der jeweiligen Eigenschaften.
Rebecca J. Krause, Derek D. Rucker: Can bad be good? The attraction of a darker self. Psychological Science, 2020. DOI: 10.1177/0956797620909742