Trennungen passieren selten von einem Tag auf den anderen – und meist gehen sie nicht nur mit Auseinandersetzungen einher, sondern auch mit einem intensiven Abwägen von Gründen: Was spricht dafür, was dagegen? Psychologen aus den USA und Kanada sammelten jetzt in einer Studie 27 solcher Gründe für eine Beziehung und 23 dagegen.
Zunächst fragten die Forscher Teilnehmer, die in ihrer Vergangenheit schon einmal über Trennung nachgedacht hatten. Fürs Bleiben sprachen aus Sicht dieser Probanden am häufigsten emotionale Nähe, emotionale Investitionen sowie familiäre Verpflichtungen. Auch die Persönlichkeit des Partners sowie Freude und Genuss wurden oft auf der Pro-Seite genannt. Bei den Trennungsgründen rangierte die Persönlichkeit des Partners auf Platz eins. Vertrauensbruch (etwa nach Untreue) und Rückzug des Partners wurden am zweit- und dritthäufigsten genannt.
Trennungsentscheidung
Für die zweite Studie rekrutierten die Forscher zwei Gruppen von Teilnehmern, die genau zum Befragungszeitpunkt darüber nachdachten, entweder eine noch junge Beziehung oder eine mehrjährige Ehe zu beenden. Partner in der Datingphase nannten emotionale Nähe, Freude und Vergnügen sowie die Persönlichkeit des Partners als Gründe zu bleiben. Hingegen sahen die länger Verheirateten andere Trennungshindernisse: Verantwortung, familiäre Verpflichtung, finanzielle Probleme, logistische Folgen wie etwa ein Umzug sowie Furcht vor der Ungewissheit.
Zugleich fanden die Forscher bei mehr als der Hälfte der Teilnehmer starke Ambivalenz und innere Konflikte, weil sie Für und Wider gleichzeitig abwogen. Dies führte zu erheblichem Stress und übte Druck auf die Beziehungen aus, heißt es. Die Ambivalenz könnte auch erklären, warum so viele Menschen nach einer Trennung diese wieder rückgängig machen wollen, schreiben die Psychologen. Bei Bindungsängstlichen war dies am ausgeprägtesten.
Samantha Joel u. a.: Wanting to stay and wanting to go. Social Psychological and Personality Science, 2017. DOI: 10.1177/1948550617722834