Burnout-Risiko: Nicht nur individuell

Es hängt vom Wettbewerbsdruck sowie vom Vertrauen im Unternehmen ab, ergab eine Befragung von knapp 5500 Angestellten aus 89 deutschen Firmen.

Burnout, die Mischung aus starker seelischer und körperlicher Erschöpfung und dem Gefühl, nichts mehr leisten zu können, wird häufig individuell betrachtet, um es zu verstehen und Abhilfe schaffen zu können – doch wie eine Studie zeigt, spielen Einflüsse des Unternehmens sehr wohl eine Rolle bei der Entstehung, das Vertrauen der Mitarbeitende zueinander sowie das Ausmaß des Wettbewerbsdrucks. Beide spielen zusammen: Ist der Wettbewerbsdruck eher gering und herrscht hohes Vertrauen, sinkt das Risiko für die einzelne Person bei hohen Anforderungen, ein Burnout zu erleiden. Dies ergab eine Untersuchung von insgesamt 89 deutschen Unternehmen aus Dienstleistung, Produktion, Finanzwesen, Vertrieb und weiteren Segmenten.

Die Zahl der Mitarbeitenden lag zwischen zwölf und etwas mehr als 2000. Bei der Datenerhebung gingen die Forschenden in drei Schritten vor. Zunächst ließen sie sich die Unternehmen insgesamt beschreiben, ihre Produkte und Leistungen, die Märkte, das Ausmaß des Wettbewerbsdrucks. Zweitens wurden knapp 5500 Angestellte in den Unternehmen aus gut 2800 Abteilungen oder Einheiten befragt, wie erschöpft sie sich fühlten, ob sie permanent mit dem Thema Wettbewerb konfrontiert waren und wie es um das Vertrauen in der jeweiligen Abteilung oder Unternehmenseinheit bestellt war. Erhoben wurde drittens, ob Mitarbeitende die Anforderungen ihres Jobs als hoch empfanden, sie also etwa regelmäßig unter schnell und unter Zeitdruck arbeiten mussten oder häufig unter fordernden, komplexen Bedingungen arbeiteten.

Vertrauen als wichtige Ressource 

Herrsche in einer Abteilung ein vertrauensvolles Arbeitsklima, wirke dies wie eine Ressource, kommentieren die Autorinnen und Autoren die Ergebnisse. Dieses Vertrauen könne jedoch in einem hochkompetitiven Unternehmensfeld gefährdet sein, was dazu führe, dass Mitarbeitende hohe Anforderungen nicht mehr ausgleichen können und ihre Erschöpfung zunehme. Vertrauen trage umgekehrt dazu bei, dass das Unternehmen dem Druck von außen besser standhalten werden könne und schütze auf diesem Weg vor Erschöpfung der Mitarbeitenden. Vertrauen ermögliche auch, flexibel zu handeln und gebe ein Gefühl von Sicherheit. 

Generell gelte, so die Empfehlung, dass die Anforderungen einzelner Jobs stimulierend sein sollten, aber nicht überwältigend. Bei der Verteilung von Aufgaben und deren Ausgestaltung sollte das Umfeld der Organisation berücksichtigt werden – hoher Wettbewerbsdruck von außen wirke sich auf jede und jeden einzelnen aus, die oder der im Unternehmen tätig sei. Wichtig sei außerdem, regelmäßig zu fragen, ob das Arbeitsklima in den Abteilungen vertrauensvoll sei und dies in Planungen einzubeziehen. Druck von außen werde weitergetragen zu jeder einzelnen in der Firma tätigen Person. 

Aldijana Bunjak u. a.: Job demands and burnout: The multilevel boundary conditions of collective trust and competitive pressure. Human relations, 2021. DOI: 10.1177/00187267211059826

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