Herr L. stammt aus einer kleinbürgerlichen Familie aus Bremen. Was aber eigentlich nicht viel über ihn aussagt. Denn weder kennzeichnet ihn etwas typisch Kleinbürgerliches noch irgendeine hanseatische Tugend noch überhaupt irgendetwas Bremerisches. Er ist vielmehr der klassische Berliner im Sinne von: zugezogen und dann hängengeblieben. Herr L. trinkt zu viel, war zunächst glücklich und ist jetzt unglücklich verliebt, hat Angst vor Hunden im Besonderen und vor dem Erwachsenwerden im Allgemeinen. Bis auf die Hundephobie also für einen Wahlberliner Ende zwanzig keine auffälligen Symptome.
Ob er tatsächlich allein wegen seiner Hundeangst eine Psychoanalyse machen wolle? „Warum denn nicht?“ Diese Therapie sei doch recht aufwendig, insbesondere sehr zeitintensiv. „Zeit ist mein kleinstes Problem, Zeit habe ich genug.“ Der junge, so charmant verpeilte Mann ist mir zwar sehr sympathisch, aber ich will ihm nicht zu etwas raten, was ihm möglicherweise nicht weiterhilft. – Gut, er lerne sich vielleicht besser kennen in einer Psychoanalyse, aber ich könne keinen Erfolg bezüglich seines Symptoms versprechen. „Erfolg wird sowieso überschätzt.“ In einer Verhaltenstherapie zum Beispiel könne er lernen, sich langsam Begegnungen mit Hunden auszusetzen. „Warum sollte ich? Ich habe wie gesagt Angst vor Kötern und möchte denen so wenig wie möglich begegnen.“ Am Schluss unseres Erstgesprächs hat Herr L. mich überzeugt: So eine Psychoanalyse ist eigentlich wie gemacht für ihn.
Aus welchem Buch stammt der beschriebene Patient? Hier finden Sie die Auflösung.
Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Wir freuen uns über Ihr Feedback!
Haben Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Beitrag oder möchten Sie uns eine allgemeine Rückmeldung zu unserem Magazin geben? Dann schreiben Sie uns gerne eine Mail (an: redaktion@psychologie-heute.de).
Wir lesen jede Nachricht, bitten aber um Verständnis, dass wir nicht alle Zuschriften beantworten können.