Keine Angst vor Geräuschen

Julia Köcher-Eckebrecht hat eine Phonophobie. Sie bekommt Panik, wenn sie bestimmte Geräusche wie Radiomusik hört. Wie geht sie damit um?

Julia Köcher-Eckebrecht trägt Noise-Cancelling-Kopfhörer und hat dabei die Augen geschlossen und lächelt und hat ihre Phonophobie akzeptiert
Noise-Cancelling-Kopfhörer helfen Julia Köcher-Eckebrecht bei ihrer Angst vor Geräuschen – der Phonophobie. © Sarah Buth für Psychologie Heute

Julia Köcher-Eckebrecht erzählt:

„Von den Nachbarn jedes Niesen und jedes Klospülen zu hören hat mich schon immer genervt. Aber meine Wohnung war superschön und in Hamburg eine neue zu finden schwierig.

Angst, dass es gleich wieder laut wird

Als ich 2017 einen heftigen Burnout bekam, wurde aus meinem Genervtsein Panik: Selbst bei Stille war ich permanent angespannt, aus Angst, dass es gleich wieder laut sein würde. Ich fühlte mich den schreienden Babys in der Wohnung unter mir und dem streitenden Paar und der lauten Musik über mir absolut ausgeliefert.

Ich kam in eine Reha. Dort ging es mir etwas besser, aber sobald jemand auch nur telefonierte, bekam ich sofort wieder Panik – so schlimm, dass ich Suizidgedanken entwickelte.

Die Angst radikal akzeptieren

Wie ich heute weiß, ist meine Angst vor Geräuschen die Folge eines Kindheitstraumas. Die Geräusche der Nachbarn haben mich retraumatisiert. Ich habe eine Kindheit voller Gewalt und mit viel Chaos und Lärm erlebt. Bevor mein betrunkener Stiefvater meine Mutter ohnmächtig prügelte, gab es oft laute Punkmusik.

Ich habe viele Therapien und Methoden ausprobiert und bin aufs Land gezogen. Aber nichts kann meine Erfahrungen ungeschehen machen.

Mir hilft inzwischen die radikale Akzeptanz: Ich lasse die Angst zu. Ich sehe sie als Begleiter, mit dem ich klarkommen muss. Und ich entkatastrophisiere: Das Haus neben uns wird verkauft; wenn ich mich bei Gedanken erwische wie: ,Bestimmt ziehen Leute ein, die oft laut sind‘, sage ich mir: ,Du kennst sie doch gar nicht.‘ Ich setze meine Noise-Cancelling-Kopfhörer auf und putze. Manchmal hilft das.“

Julia Köcher-Eckebrecht erzählt von ihrer Phonophobie auch in ihrem Blog junieundich.de

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