Beim Zappen der Langeweile entkommen?

Ewiges Vor- und Zurückscrollen in der Online-Mediathek. Wer denkt, sich beim Zappen weniger zu langweilen, irrt sich, wie eine Studie zeigt.

Eine junge Frau sitzt da und hält gelangweilt ein Smartphone vor sich
„Was gibt’s in der Mediathek Neues?“ Sich von einem Film zum nächsten zu klicken, langweilt uns nur noch mehr. © wakashi1515/Getty Images

Wer sich aus Langeweile durch eine Reihe von Filmen zappt, langweilt sich noch mehr. Dies zeigen sieben Studien der Psychologin Katy Y.Y. Tam und des Psychologen Michael Inzlicht von der Universität Toronto. Sie kommen zu dem Schluss: Je schneller wir in den digitalen Medien hin und her zappen oder innerhalb eines Films vor- und zurückscrollen, desto eher stellen sich Gefühle von Sinnlosigkeit und innere Leere ein. Offenbar, so die Autorin und der Autor, empfinden wir eher Freude am Filme- oder Serienschauen, wenn wir richtig eintauchen.

Die Wissenschaftlerin und der Wissenschaftler ließen die Teilnehmenden Videos verschiedener Inhalte schauen und erlaubten ihnen entweder, zu zappen und vor- und zurückzuscrollen, oder sie blockierten diese Funktionen und die Personen schauten die Videos einfach nur an. Dann erfasste das Team, inwieweit die Befragten gelangweilt waren. Es zeigte sich: Ob die Teilnehmenden, die dies durften, auch tatsächlich zappten, hing davon ab, ob sie die Filme langweilig fanden und hofften, so der Langeweile zu entkommen.

Quelle

Katy Y.Y. Tam, Michael Inzlicht: Fast-forward to boredom: How switching behavior on digital media makes people more bored. Journal of Experimental Psychology: General, 2024. DOI: 10.1037/xge0001639

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