Von Norddeutschland bis nach Süditalien wandern, mit dem Fahrrad von der US-Westküste nach New York fahren oder die Welt umsegeln: Es gibt Menschen, die reisen viel und bevorzugt allein. Wie unterhalten sie sich während tagelanger Einsamkeit mit sich selbst? Und welche Funktion haben diese Selbstgespräche in dieser speziellen Lage?
Antworten darauf suchten eine Psychologin und ihr Kollege. Sie verglichen die Angaben von 173 Reisenden mit denen einer gleich großen Kontrollgruppe. Es zeigte sich: Die Reisenden versuchten in stärkerem Maß, sich selbst zu bestätigen und zu loben. Selbstkritik war bei ihnen seltener als in der Kontrollgruppe.
"Auf der Reise lerne ich fürs Leben!"
Beide Gruppen berichteten, dass intensive Selbstgespräche ihnen vertraut seien, bei den Soloreisenden waren sie aber häufiger. In der Kontrollgruppe hielten sich Selbstbestätigung und Selbstkritik etwa die Waage. Bei den Reisenden drehten sich die Dialoge häufiger darum, wie sie sich selbst steuern und das Gefühl von Kontrolle behalten könnten. Wie einige der Befragten es ausdrückten: Im Alltag konzentrierten sie sich eher auf ihre sozialen Beziehungen, auf der Reise entwickelten sie sich selbst.
Die Reisenden berichteten, wie sie bei den Selbstgesprächen ihre Fähigkeit stärkten, bestimmte Erlebnisse zu analysieren. Auf der Reise lernten sie fürs Leben. Eine Person schrieb: „Ich werde jeden Tag ein besserer Mensch.“
Quelle
Katarzyna Pasternak, Piotr Ole: Self-talk functions in travelers. Journal of Constructivist Psychology, 2023. DOI: 10.1080/10720537.2023.2194693