Wenn wir fröhlich sind, lächeln wir. Aber gilt das auch umgekehrt: Führt ein Lächeln dazu, dass unsere Stimmung steigt? In der psychologischen Forschung tobt darüber ein Disput. Bis vor drei Jahren schien die Sache klar: Wer lächelt, wird dadurch unwillkürlich fröhlicher. Das, so schien es, hatte der deutsche Psychologe Fritz Strack 1988 in einem berühmten Experiment demonstriert: Probanden, die unter einem Vorwand einen Bleistift zwischen die Zähne klemmten und damit die Lachmuskeln im Gesicht aktivierten, fanden einen Cartoon komischer als die nicht lächelnden Vergleichsteilnehmer. Im Jahr 2016 wiederholten dann 17 Forschungsteams Stracks Bleistifttest – und kamen zu uneinheitlichen Ergebnissen. Insgesamt fanden die zum Lächeln überlisteten Probanden den Cartoon nicht komischer als andere. Stracks These schien beerdigt.
Der Effekt ist nicht sehr stark
Doch nun hat ein Team dreier US-Universitäten in einem methodischen Kraftakt 138 Studien mit insgesamt gut 11 000 Teilnehmern, die in den letzten Jahrzehnten zu diesem Thema erschienen sind, zusammenfassend statistisch analysiert. Das Ergebnis: Und sie bewegt sich doch! Der Gesichtsausdruck beeinflusst tatsächlich die Gefühle; lächeln macht uns fröhlicher, finster dreinschauen macht uns ärgerlicher. Aber: Der Effekt ist nicht besonders stark. „Wir glauben nicht, dass Menschen sich ins Glück lächeln können“, kommentiert Studienleiter Nicholas Coles. Dennoch hält er eine Rückkopplung vom körperlichen Ausdruck eines Gefühls auf das Gefühl selbst für erwiesen.
DOI: 10.1037/bul0000194