Wo sind Sie gerade mit Ihren Gedanken, in der Zukunft oder eher in der Vergangenheit? Eins von beiden ist sehr wahrscheinlich, vermuten Achtsamkeitsforscher. Doch offenbar stimmt diese Vermutung so nicht, stellen US-amerikanische Psychologen in einer Studie fest: Ihre Versuchsteilnehmer verbrachten nämlich den größten Teil ihrer Zeit gedanklich in der Gegenwart – und das machte sie zwar nicht glücklicher, wohl aber zufriedener.
Die Probanden füllten zunächst die Satisfaction with Life Scale aus. Sodann schickten die Forscher den Teilnehmern eine Woche lang täglich fünf Kurznachrichten mit einem Link zu einem Fragebogen. Darin wollten die Psychologen wissen, wie sich die Probanden in dem Moment fühlten. Sie ließen die Teilnehmer zudem angeben, ob ihre Gedanken gerade auf die Gegenwart, die Zukunft oder die Vergangenheit gerichtet waren. Weiterhin ermittelten die Forscher, ob und in welchem Umfang die Befragten gerade in negative Grübeleien verfangen waren. Nach dieser Untersuchungsphase füllten die Befragten erneut die Skala zur Lebenszufriedenheit aus.
Die Teilnehmer berichteten, so das Ergebnis, ihre Gedanken 66 Prozent ihrer Zeit auf die Gegenwart zu richten, die übrigen 34 Prozent befanden sie sich in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Außerdem grübelten die Probanden umso weniger, je stärker ihre Gedanken auf das Hier und Jetzt fokussiert waren, und diese Befragten waren zufriedener mit ihrem Leben als diejenigen, die häufiger grübelten und sich gedanklich seltener in der Gegenwart aufhielten. Offenbar macht der Fokus auf das Hier und Jetzt aber nicht glücklicher – wie häufig behauptet wird. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Genau dann, wenn wir uns gerade glücklich fühlen, können wir uns besonders gut auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
Peter Felsman u. a.: Being present: Focusing on the present predicts improvements in life satisfaction but not happiness. Emotion, 17/7/2017. DOI: 10.1037/emo0000333