Sich der eigenen Emotionen bewusst sein

Wer die eigenen Emotionen gut erkennt und verarbeitet, zeigt eine flexible Herzrate. Das ist gut für unsere Gesundheit, so eine Studie.

Ein junges Paar ist im Kino und die Frau schmiegt sich ängstlich an ihren Partner
„Das finde ich spannend – oder fürchte ich mich doch?“ Wer lernt, seine Emotionen zu kennen, tut sich etwas Gutes. © Leland Bobbe/ Getty Images

Personen, die ihre eigenen Gefühle gut identifizierten und verarbeiteten, erwiesen sich in einem Experiment als stressresistenter als Probandinnen und Probanden, die das nicht so gut konnten. Erstere hatten zugleich eine höhere Variabilität ihrer Herzrate, was bedeutet, dass ihr Herz flexibler und anpassungsfähiger war.

Daraus folgert die Studie: Variabilität der Herzrate und ein ausgeprägtes emotionales Bewusstsein gehen miteinander einher – und ein variables Herz scheint dabei zu helfen, dass man sich seiner Gefühle bewusst ist.

Die fünf Wissenschaftler hatten insgesamt 41 Personen ins Labor eingeladen, die zunächst diverse Fragebögen zu ihrem emotionalen Bewusstsein und zu ihrer psychischen Gesundheit ausfüllten und anschließend eine Szene aus dem Film Das Schweigen der Lämmer sahen. Die Episode hatte sich bereits in anderen psychologischen Studien als furchterregend herausgestellt. Zugleich wurde mithilfe eines Elektrokardiogramms die Herzratenvariabilität gemessen, es wurden also die zeitlichen Abstände zwischen zwei Herzschlägen erfasst. Daran lässt sich erkennen, wie flexibel sich das Herz an physische und psychische Belastungen anpasst. Die Teilnehmenden wurden vor und nach dem Film befragt und untersucht.

Dass psychische Störungen, beispielsweise Angsterkrankungen, mit einer geringen Herzratenvariabilität einhergehen, wurde bereits in früheren Forschungen beobachtet. Allgemein gilt eine flexible Herzrate als ein Indikator für einen erholten Zustand und psychisches Wohlbefinden.

Quelle

Markus Quirin u.a.: Heart rate variability and psychological health: The key role of trait emotional awareness. Acta Psychologica, 2024. DOI: 10.1016/j.actpsy.2024.104252

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