Wenn Patientinnen und Patienten sich davor fürchten, was eine Psychotherapie mit ihnen machen könnte, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Therapie erfolgreich ist. Dies stellten die Psychologinnen Laura Edwards und Lydia Fehm vom Zentrum für Psychotherapie der Humboldt-Universität zu Berlin in einer retrospektiven Längsschnittstudie fest.
Es handelt sich nach Angaben der Autorinnen um eine der ersten Untersuchungen, in denen auch der Effekt der negativen Erwartungen untersucht wurde. Die Forscherinnen empfehlen, dass Therapeuten ihre Patientinnen nach Befürchtungen fragen und sie berücksichtigen.
Signifikante Verbesserung der Symptome
Anders als die Forscherinnen erwartet hatten, spielten Bildung sowie die Anzahl der Diagnosen keine Rolle für den Therapieerfolg. Insgesamt 453 Patienten zwischen 18 und 78 Jahren wurden befragt, die ihre Therapie in einer psychotherapeutischen Hochschulambulanz bereits abgeschlossen hatten. Im Durchschnitt hatten die Teilnehmenden 48 Sitzungen absolviert und waren von Therapeutinnen und Therapeuten in Ausbildung behandelt worden. Die Symptome besserten sich bei allen Teilnehmenden signifikant.
Die Autorinnen weisen darauf hin, dass keine Patientinnen befragt wurden, die ihre Therapie vorzeitig abgebrochen hatten – in der Regel tun dies in Hochschulambulanzen etwa 20 Prozent. Dies bedeute eine gewisse Verzerrung der Ergebnisse.
Quelle
Laura Edwards, Lydia Fehm: Positive und negative Therapieerwartungen sagen Therapieerfolg vorher. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2023. DOI: 10.1026/1616-3443/a000706