Konsumkritik: Nasszellen

Waschen und duschen hinter gläsernen Wänden? In Hotelzimmern mit Nasszellen bleibt wenig verborgen. Sehen wir einen Trend zum Körperpflege-Voyeurismus?

Die Illustration zeigt eine Dusche hinter einer Glastür
Sie genießen das heiße Wasser aus der Regendusche – während von außen alle im Raum zusehen. © Vinh Tran/Getty Images

Vielreisende wissen es: Immer mehr Hotels setzen auf Nasszellen, die vom Zimmer aus einsehbar sind. Teilverglasungen sorgen dafür, dass die Duschenden, Zähneputzenden, Bauchspeckbetrachtenden zumindest in Ausschnitten vom Trockenbereich aus wie Fische im Aquarium betrachtet werden können. Mitunter kommen undichte Türen hinzu, die Akustisches und Olfaktorisches, Angenehmes und weniger Ange­nehmes entweichen lassen. Was erhofft man sich von diesem Design? Belegen psychologische Studien einen monetarisierbaren Trend zum Körperpflege-Voyeurismus? Sollen gewisse Gerüche und Geräusche enttabuisiert werden?

Unabhängig von den Intentionen der Innenarchitektinnen fügt sich der Sanitärstriptease trefflich in den Zeitgeist. Die zur Peepshow avancierte Nasszelle harmoniert mit dem sozialmedialen Trend zum Exhibitionismus, mit konsumistischer Erotisierung, mit Rufen nach einer Politik radikaler Transparenz und mit Anstrengungen, das Schambehaftete, Peinliche, Ekelhafte, Abjekte zu normalisieren.

Newsletter
Aus der Redaktion

Mit Infos zu unseren Schwer­punkt­themen und inhaltlichen Highlights.

Ihre Daten nutzen wir, wie es in der Datenschutzerklärung erläutert ist

Bei der Newsletter-Registrierung ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.
Sie wurden erfolgreich für den Newsletter registriert.
Artikel zum Thema
In der Fremde übernachten: Das kann aufregend sein, vornehm und entspannend – oder das Gegenteil. Über die Psychologie des Hotelzimmers
​Aufenthalte im Wald dienen seit jeher der Erholung. In Japan hat man daraus ein Therapiekonzept entwickelt, das auch in Deutschland Anklang findet.
Studienplatz: Eine Studie aus den USA zeigt auf, wann wir uns in Social Media (weniger) verlieren
Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 12/2024: So wird es leichter mit den Eltern
Anzeige
Psychologie Heute Compact 80: Zu mir stehen