„Ich sehe einen stillen, intensiven Moment der Zuneigung, des Vertrauens, der Freundschaft zwischen zwei Menschen. Es ist gut, wenn man Menschen in seinem Leben hat, mit denen man solche besonderen Momente teilen kann. Was ist den beiden hier passiert? Vielleicht sehen sie sich nach einer langen Zeit des Getrenntseins wieder, sie haben sich sehr vermisst. Oder sie müssen sich verabschieden für einige Zeit.
Oder aber: Zwei geben sich Trost und Halt, weil sie jemanden verloren haben. Es wäre auch denkbar, dass die beiden gemeinsam etwas geschafft haben – entgegen aller Erwartung und Wahrscheinlichkeit, aber zusammen geht es eben doch. Oder sie konzentrieren sich vor einer gemeinsamen Aufgabe, sie sammeln sich – bevor gleich ein Auftritt beginnt, eine Akrobatik, ein Kunststück, etwas, das die volle Aufmerksamkeit und Kraft beider braucht.
Das Bild steht für eine besondere Innigkeit, wie man sie mit wenigen Menschen teilt, es geht um eine Freundschaft, vielleicht auch zwischen Geschwistern. Die Zeit anhalten mit einem anderen Menschen, Kopf an Kopf, die Augen geschlossen, ein Moment der Entspannung. Das ist sehr nah.“
Was könnte Ihre Bildbeschreibung mit Ihnen persönlich zu tun haben?
„Beim ersten Blick auf das Bild sind mir sofort meine Lebensfreundschaften eingefallen. Auch meine Geschwister, meine Mutter gehören dazu. Ich fühle mich reich, weil ich Menschen um mich habe, die mir nah sind, die mich ein Leben lang begleiten. Mit denen ich in Freundschaft alt werde, denen ich mich verbunden fühle, auch wenn gemeinsame Momente selten sind.“
Prof. Antje Boetius, Tiefseeforscherin, ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts –Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Sie freut sich schon sehr auf ihre nächste große Expedition.