Lola Plass erzählt:
„Als mein Mann Volli einen Aufruf in der Zeitung entdeckte, dass der Heaven-Can-Wait-Chor neue Leute sucht, hat er sich richtig gefreut. Er kannte ihn aus dem Fernsehen. Ein paar Monate zuvor war Volli 70 geworden – eine der Aufnahmebedingungen für den Chor.
Insgeheim wäre ich sehr gern mitgekommen. Wir haben immer viel gesungen, zum Beispiel beim Segeln. Aber Volli war unheilbar krank und ich wollte ihm den Chor als ,sein Ding‘ lassen, als Ablenkung von trüben Gedanken. Tatsächlich ist mein Mann zwei Jahre später gestorben. Der Chor hat bei der Trauerfeier gesungen.
Trotzdem war ich völlig überrascht, als mich kurz darauf der Chorleiter anrief und fragte, ob ich mitsingen wolle. Ich freute mich, hatte aber auch große Angst, die Kontrolle zu verlieren. Was wäre, wenn ich beim Singen weinen müsste?
Tränen, Beifall, Energie
,Mach das unbedingt, Mama!‘, sagten meine Kinder. Beklommen ging ich zur ersten Probe. Tatsächlich kamen mir immer wieder die Tränen. Die anderen umarmten und trösteten mich. Viele Wochen ging das so. Irgendwann war es mir nicht mehr unangenehm.
Bedenken bekam ich erst wieder, als ich bei einem Konzert moderieren und von meiner Beziehung zum Chor erzählen sollte, noch vor meinem Solo. ,Jeder wird es nachvollziehen können, wenn du weinst‘, ermutigte mich der Chorleiter, ,und falls du einen Einsatz verpasst, fang einfach noch mal an.‘
Ich moderierte. Und weinte dabei. Es war mucksmäuschenstill im Saal. Danach bekam ich großen Beifall, der mich so stärkte, dass die Traurigkeit plötzlich weg war. Voller Energie sang ich mein Solo.“
Mehr über den Heaven-Can-Wait-Chor zeigt eine Doku in der ARD-Mediathek (bis 30.12.24).