Eine Vorstellungsübung, um aufzudecken, was uns ausmacht:
1. Bin ich, wie ich sein soll? Wie wir auf uns selbst schauen, machen wir oft von anderen abhängig. Diese Übung hilft auseinanderzuhalten, was von außen erwartet wird und was uns selbst wichtig ist.
2. Wenden Sie dafür Ihre Aufmerksamkeit nach innen. Stellen Sie sich vor, wie Sie zwischen den Ständen eines Jahrmarkts umherspazieren. Hier und da bleiben Sie stehen, um andere Menschen zu beobachten oder zuzusehen, wie Zuckerwatte gesponnen wird.
3. Sie betreten ein Zelt, in dem Sie ganz für sich sind, eine Art Spiegelkabinett. Darin stehen drei Spiegel. Der erste zeigt, wie Sie sind: Sie sehen zum Beispiel, wie Sie einer gewohnten Tätigkeit nachgehen oder etwas bei sich tragen, das für Sie charakteristisch ist.
4. Können Sie beschreiben, wie Sie sich wahrnehmen? Welche Merkmale oder Verhaltensweisen fallen ins Auge? Was ist noch wichtig, aber womöglich nicht sichtbar?
5. Der zweite Spiegel zeigt, wie Sie glauben, dass Sie sein sollen: Wie verhält sich diese Person? Ist sie sympathisch? Überlegen Sie, ob sie berufstätig ist oder mit wem sie gerne Zeit verbringt.
6. Im letzten Spiegel sehen Sie sich, wie Sie gerne wären. Wie wirkt diese Person auf Sie? Wie lebt sie?
7. Nun nehmen Sie alle Spiegel in den Blick: Sind die drei Porträts sehr verschieden? Wo finden Sie Gemeinsamkeiten?
8. Beobachten Sie, ob sich Ihre Stimmung ändert, wenn Sie etwa vom Soll-Ich zum Wunsch-Ich wandern oder länger bei dem Bild verweilen, auf dem Sie sich selbst sehen.
9. Sie können das Zelt jederzeit verlassen, um auf den sonnigen Marktplatz zu treten. Schlendern Sie dort ein paar Schritte, bevor Sie sich wieder dem Hier und Jetzt zuwenden. Bleiben Sie mit sich in Kontakt, indem Sie das Kabinett häufiger besuchen.
Quelle
Sven Hanning, Fabian Chmielewski: Selbstwerttherapie: Ein Ansatz zur Behandlung von Selbstwertproblemen. Psychotherapeut, 65, 2020, 405-422
Sven Hanning, Fabian Chmielewski: Ganz viel Wert. Selbstwert aktiv aufbauen und festigen. Beltz 2019