„Es hätte schlimmer kommen können!“, denken wir, wenn wir nach einer glimpflich verlaufenen Behandlung die Zahnarztpraxis verlassen. Im Alltagsleben haben wir gar nicht so selten das Gefühl, dass eine Last von uns abgefallen ist. Ein Forschungsteam befasste sich mit der Frage, wie oft wir uns im Alltag erleichtert fühlen, und wollte wissen, ob Erleichterung eine Art Gegenstück zur Reue sein kann. Fazit: Erleichterung kommt häufig vor, hat jedoch mit Reue wenig zu tun.
Das Team hatte rund 1800 Personen direkt im Anschluss an ein Erlebnis befragt, nachdem Entlastung bei ihnen eingetreten war, oder sich online persönliche Erlebnisse schildern lassen, aus denen die Befragten erleichtert herausgegangen waren. Ergebnis: Sind wir erleichtert, neigen wir dazu, das Erlebte zu beschönigen. Dieses Gefühl tauchte bei den Teilnehmenden oft unabhängig davon auf, ob sie sich bewusst für die unangenehme Erfahrung entschieden hatten (wie beim Zahnarztbesuch) oder diese einfach geschehen war, wie ein Arbeitstag, an dem nichts so lief wie gewünscht, der aber letztlich glimpflich zu Ende ging.
Reue und Erleichterung gehen manchmal Hand in Hand
Wenn wir etwas bereuen, denken wir ebenfalls kontrafaktisch, aber in die entgegengesetzte Richtung: „Hätte ich die andere Person geheiratet, wäre ich heute sicher glücklicher.“ Es hätte für uns besser werden können, wenn wir früher einmal anders entschieden hätten.
Auch wenn sie nichts miteinander zu tun haben: Manchmal tauchen laut Forschungsteam Reue und Erleichterung gemeinsam auf, zum Beispiel so: „Zum Glück ist die Zahnbehandlung glimpflich verlaufen. Hätte ich doch früher besser auf meine Zähne geachtet.“
Quelle
Agnieszka J. Graham u.a.: Relief in everyday life. Emotion, 2022. DOI: 10.1037/emo0001191