Die Wunderfrage lenkt unsere Aufmerksamkeit weg vom Problem und hin zu möglichen Lösungen. Sie ist ein Klassiker des lösungsorientierten Ansatzes und kann in vielen Varianten bei allen möglichen Schwierigkeiten gestellt werden, etwa in der Familie oder der Arbeit.
Sie hilft zum Beispiel, wenn wir mit einem Problem nicht weiterkommen. Dann haben wir oft nur sehr vage Ideen darüber, was wir eigentlich wollen. Mit dieser Vorstellungsübung konkretisieren sich die Ziele und es werden Veränderungsschritte erkennbar.
Die Frage lautet: „Angenommen eines Nachts passiert ein Wunder, und während Sie schlafen, wird Ihr Problem gelöst: Was wäre am nächsten Morgen anders, woran Sie merken würden, dass ein Wunder geschehen ist?“
Dann stellen Sie sich möglichst präzise vor, was genau neu wäre – den gesamten Tag hindurch: beim Frühstücken? Beim Anziehen? Auf dem Weg zur Arbeit? Woran würden andere Personen das bemerken? Etwa Ihre Partnerin oder Ihr Partner, Ihre Chefin oder Ihr Kind?
Fragen Sie sich auch speziell, was Sie selbst anders machen würden. Wichtig ist, dass Sie all die kleinen Veränderungen so konkret wie möglich beschreiben. Wahrscheinlich fällt Ihnen das leichter, wenn Sie die Übung mit einem Partner machen, der genau nachfragt
An den Veränderungen erkennen Sie, worum es Ihnen im Grunde geht. Nun können Sie überlegen, was Sie davon auch selbst und jetzt schon umsetzen können. Was sind realistische Ziele und was die kleinsten, einfachsten und leichtesten Schritte, um ihnen näherzukommen?
Diese Übung hilft auch deshalb, weil sie uns an unsere Kräfte und Ressourcen erinnert. Und nicht selten merkt man, dass kleine Veränderungen reichen, damit es einem besser geht. Wir brauchen manchmal also gar nicht auf ein richtiges Wunder zu warten.
Literatur:
Kirsten von Sydow, Ulrike Borst (Hg.): Systemische Therapie in der Praxis. Beltz, Weinheim 2018.