Wenn mir Flugangstgedanken kommen, muss ich sie im Keim ersticken – ein bisschen so wie bei Kopfschmerztabletten, die man rechtzeitig nehmen muss. Lasse ich die Panik zu, geht sie kaum mehr weg.
Bis ich das gelernt hatte, hat es aber Jahre gedauert. Schon mein erster Flug war der Horror: Ich war Anfang 20 und wollte nach Pisa. Das Flugzeug machte komische Geräusche. Und als die Geräusche nach dem Start plötzlich aufhörten, irritierte mich das umso mehr. Ich fing an zu schwitzen, mein Puls raste, übel wurde mir auch.
Trotzdem zwang ich mich danach immer mal wieder ins Flugzeug. Ich wollte unbedingt die Welt sehen. Vor den Starts konnte ich tagelang nicht schlafen und entwickelte sogar Magenschleimhautentzündungen.
Entscheidend besser wurde es erst durch eine Beratung am Düsseldorfer Flughafen: „Wenn die Angst kommt, stoppen Sie Ihr inneres Video und denken Sie an etwas Schönes“, sagte die Psychologin.
Vor den nächsten Flügen lenkte ich mich mit Fotos oder Büchern ab, während der Starts verwickelte ich Mitreisende in Gespräche und beschäftigte meine Hände mit einer Perlenkette.
Das i-Tüpfelchen aber war ein Simulationsflug, bei dem man täuschend echt ein Flugzeug steuert. Natürlich ist es Quatsch, dass ich das notfalls tatsächlich könnte, aber die vermeintliche Kontrolle gibt mir Sicherheit. Ich kenne nun die Vorgänge im Cockpit und gehe sie beim Start gedanklich durch, manchmal passiert es mir, dass ich tatsächlich „unsichtbare Knöpfe“ drücke. Dann gucken die Leute komisch. Aber das ist mir egal.
Janett Schindler reist für ihr Leben gern. Was tun mit der Angst davor, in der Luft zu sein?