Wir benutzen sie, wann immer wir den Mund aufmachen, wissen aber im Grunde nicht, wie sie entstanden sind: die Laute, die wir Buchstaben nennen. Einige dieser Vokale und Konsonanten wie „a“ und „m“ finden sich in den meisten Sprachen. Andere sind einzigartig. Die Khoisansprachen des südlichen Afrikas etwa umfassen Laute, die in anderen Sprachen nicht vertreten sind.
All diese Sprechgeräusche hängen mit der evolutionären Entwicklung unserer Anatomie zusammen – konkreter: des Kiefers. Eine Forschergruppe um Damián Blasi an der Universität Zürich stellt nun fest, dass die Klänge „v“ und „f“ relativ junge Geräusche in unserem Klangrepertoire sind. Sie wurden dem Menschen erst möglich, nachdem er rund 10 000 vor Christus sesshaft geworden war. „Der Übergang vom Jäger und Sammler zu den Agrargemeinschaften hatte Auswirkungen auf unseren Sprachapparat“, so die Forscher.
Sie haben die Schädel und Kiefer der prähistorischen Menschen auf Bau und Größe untersucht und führten Simulationen der verschiedenen Kieferkonfigurationen durch. So fanden sie heraus: „Im Gegensatz zu den Jägern und Sammlern haben heutige Menschen einen leichten Überbiss – dadurch fällt es ihnen leicht, die für das V und F nötige Berührung von Zähnen und Unterlippe herbeizuführen.“ Die Ursache für den Überbiss sei die Umstellung unserer Ernährung. Seit der Sesshaftwerdung standen weichere Speisen aus verschiedenen Getreidearten auf dem Speiseplan – und nicht mehr hauptsächlich zähe Nahrung wie Fleisch. Entsprechend passten sich die menschlichen Beißer an.
Die sogenannten Lippenzahnlaute „v“ und „f“ genießen in den letzten Jahrtausenden eine wachsende Beliebtheit: Ihr Vorkommen stieg von etwa 3 Prozent vor rund 6000 bis 8000 Jahren auf 76 Prozent in den heutigen indoeuropäischen Sprachen. Nicht nur große Entwicklungen wie die Erfindung des Feuers haben uns heutige Menschen geprägt – auch eine Reihe kleinerer gehörte dazu. Wie eben die Erfindung des F.