Offenbar fühlen wir uns unseren Smartphones näher als unseren Kollegen oder Nachbarn – und wir sehen die Kleincomputer als Lebensbegleiter: Wir vertrauen ihnen mal mehr, mal weniger, wir lassen uns von ihnen stressen oder dabei helfen, Stress zu reduzieren. Das legt eine größere Umfrage mit insgesamt rund 1000 deutschen und britischen Teilnehmern nahe. Es ließ sich zeigen, dass unser Verhältnis zu den Geräten sehr stark dem zu unseren Mitmenschen ähnelt.
Die Psychologen hatten die Probanden per Onlineanzeigen auf Facebook und eBay rekrutiert. Sie fragten beispielsweise danach, wie sicher die Teilnehmer seien, dass ihr Smartphone sie nicht enttäuschen oder ärgern würde, wie oft sie an das Gerät dächten, wenn sie es gerade nicht benutzten, oder ob ihnen der Gedanke Stress bereite, ohne das Smartphone zu sein.
Eine Beziehung mit dem Smartphone?
Bei der Frage nach der emotionalen Bedeutung ließen die Forscher die Teilnehmer am Bildschirm arbeiten. Sie sollten zunächst sich selbst sowie Personen, die in ihrem Leben wichtig waren, als Figuren in einem Feld mit Schachbrettmuster platzieren. Dabei spiegelten die Distanzen vom Ich die emotionale Bedeutung dieser Personen. Die gleiche Aufgabe stellten die Psychologen den Teilnehmern dann für ihre Geräte, vom Smartphone über Laptops und Radios bis hin zum Fernseher.
Wie sich zeigte, waren Smartphones zwar weniger wichtig als Partner, Eltern, Geschwister, Verwandte oder Haustiere – aber sie waren bedeutsamer als Kollegen, Klassenkameraden, Nachbarn oder Lehrer. Von allen Geräten waren Smartphones diejenigen, die den Besitzern am meisten bedeuteten. Die Psychologen raten, unseren Umgang mit Smartphones nicht nur als süchtig oder pathologisch zu bewerten, sondern als eine bedeutsame soziale Beziehung, mit all ihren Widersprüchen. Mit dem Smartphone könnten wir Grundbedürfnisse nach Nähe und Kontakt erfüllen und unsere kommunikativen Fähigkeiten erweitern.
Astrid Carolus u. a.: Smartphones as digital companions: Characterizing the relationship between users and their phones. New Media & Society, 2018. DOI: 10.1177/1461444818817074