Warten kann eine Qual sein, ob es um die Ergebnisse ärztlicher Untersuchungen geht, um ein entscheidendes Examen oder ein wichtiges Bewerbungsgespräch. US-amerikanische Psychologinnen identifizierten ein hilfreiches Mittel für den Umgang mit nervenaufreibendem Warten: die Achtsamkeit. Dem Moment die ganze Aufmerksamkeit zu schenken und regelmäßig den passenden meditativen Übungen nachzugehen könne in der schwierigen Zeit eine essenzielle Stütze sein.
Die Forscherinnen rekrutierten insgesamt 240 Jurastudierende, die vier Monate lang auf die Ergebnisse ihrer Prüfung um die Zulassung zum Anwaltsstand warteten. Dies nutzten die Psychologinnen, um sie regelmäßig Fragebögen zu ihren Wartestrategien und ihrer Verfassung beantworten zu lassen. In der ersten Studie ließen die Psychologinnen ihre Probanden eingangs das Freiburg Mindfulness Inventory ausfüllen. So fanden sie heraus, welche der Freiwilligen generell zu einer achtsamen Lebensweise tendierten. „Diese Teilnehmer machten sich grundsätzlich weniger Sorgen um die Ergebnisse“, heißt es.
Doch auch sie rechneten mit eventuellen negativen Prüfungsergebnissen – eine Wartestrategie, die die Wissenschaftlerinnen bereits früher untersucht und als wenig hilfreich identifiziert hatten. Allerdings beobachtete die Forscherin bei ihren achtsamen Probanden einen wichtigen Unterschied: Sie bereiteten sich gedanklich erst gegen Ende der Wartezeit auf eventuell schlechte Ergebnisse vor. „Das machte die Wartestrategie deutlich effektiver, als sich von Anfang an auf schlechte Nachrichten einzustellen“, so die Psychologinnen.
In der zweiten Studie praktizierten die Probanden mindestens einmal pro Woche 15 Minuten lang entweder Übungen zur Achtsamkeit oder die sogenannte Loving Kindness Meditation: „Teilnehmer, die besonders stark unter dem Warten litten, erfuhren gerade durch die Übungen der Achtsamkeit eine Verbesserung ihrer Situation“ heißt es.
Kate Sweeny, Jennifer Howell: Bracing later and coping better: Benefits of mindfulness during a stressful waiting period, Personality and Social Psychology Bulletin. 43/10, 2017. DOI: 10.1177/0146167217713490