Burnout: Ursachen, Warnsignale und Hilfe

Viele Menschen fühlen sich durch die Anforderungen ihres Berufs völlig überlastet und erschöpft. Sie sind – bildlich gesprochen – „ausgebrannt“.

Die Illustration zeigt einen Mann, der vor seinem geöffneten Laptop mit dem Kopf auf dem Tisch liegt. Ein Stecker, dessen dazugehöriges Kabel in seinem Rücken endet, ist ausgesteckt – ein Symbol dafür, wie ausgebrannt und energielos der Mann ist.
„Als hätte jemand den Stecker gezogen“ – so oder so ähnlich kann sich ein Burnout anfühlen. © Westend61/Getty Images

Definition: Was ist ein Burnout?

Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger kannte den Zustand von völliger Überlastung und Erschöpfung aus eigener Erfahrung. Er prägte dafür 1974 den Begriff „Burnout“.

Viele von uns haben eine intuitive Vorstellung davon, was unter „ausgebrannt sein“ zu verstehen ist. Dennoch fehlt aus Sicht vieler Medizinerinnen und Therapeuten bis heute eine trennscharfe und klare Definition. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Burnout als eigenständiges Störungsbild in die aktuelle elfte Auflage ihres Krankheits-Klassifikationssystems ICD aufgenommen. Demnach bezeichnet der Begriff ein Syndrom (also eine Kombination verschiedener Krankheitsmerkmale), das durch chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wurde, hervorgerufen wird. Zentrale Symptome sind laut ICD-11 Energielosigkeit und Erschöpfung, negative oder zynische Gefühle gegenüber der Arbeit und der Eindruck, nutzlos zu sein und nicht genug leisten zu können.

Als zentraler Auslöser eines Burnouts gelten hohe Anforderungen im Job. Allerdings zeigen Studien, dass Burnout nicht nur Berufstätige trifft. So kann etwa Überforderung in der Elternrolle oder die Pflege von Angehörigen ebenfalls Burnout-Symptome hervorrufen.

Was ist der Unterschied zwischen Burnout und Depression?

Burnout und Depression äußern sich sehr ähnlich. Die Betroffenen fühlen sich hoffnungs- und hilflos; sie sind niedergeschlagen und können sich an nichts erfreuen. Viele Forschende gehen daher davon aus, dass es sich nicht um getrennte Störungsbilder handelt. Nach dieser Sichtweise ist Burnout eine Depression, die durch dauerhaften und nicht vermeidbaren Stress am Arbeitsplatz ausgelöst wird.

Andere halten das Ausgebranntsein jedoch für ein separates Störungsbild. Demnach neigen Burnout-Betroffene beispielsweise dazu, ihre Kräfte zu überschätzen, während Depressive vor Anforderungen leicht resignieren. Unbestritten ist, dass Menschen mit einem Burnout langfristig oft eine klassische Depression entwickeln, die sich dann nicht mehr nur im Arbeitskontext äußert, sondern alle Bereiche des Lebens beeinträchtigt.

Gibt es eine Vorstufe des Burnouts?

Ein Burnout kommt nicht aus heiterem Himmel. Es handelt sich um eine Erschöpfungskrise, der häufig eine monate- oder jahrelange Überlastung vorausgeht. Warnsignale wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Energielosigkeit werden von den Betroffenen in der Frühphase oft ignoriert.

Stattdessen nehmen sie ihre Arbeit mit in den Feierabend oder gar in den Urlaub, um sie endlich einmal „in Ruhe“ zu erledigen. Statt zwischendurch neue Energie zu tanken, sind sie in einer Art Abwärtsspirale gefangen – wie ein Marathonläufer, der permanent trainiert und durch die ausbleibenden Regenerationsphasen sein Leistungsvermögen nach und nach verringert. Als Folge sind sie dauerhaft erschöpft und machen dennoch immer weiter, ein Zustand, der manchmal auch als „Burn on“ bezeichnet wird.

Wie viele Menschen haben einen Burnout?

Mit der elften Auflage des ICD gibt es seit 2019 erstmals ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem, in dem der Burnout als eigenständige Störung geführt wird. Dennoch bleibt die Abgrenzung gegenüber anderen Erkrankungen wie der Depression schwierig. Die vorliegenden Zahlen sind daher mit Vorsicht zu genießen, zumal viele von ihnen noch aus der Zeit vor dem ICD-11 stammen. Eine aktuelle Studie hat kürzlich untersucht, bei wie vielen Patientinnen und Patienten in Deutschland die Diagnose „ausgebrannt“ gestellt wurde.

Die Forscherinnen und Forscher analysierten darin Daten von mehr als 400 allgemeinmedizinischen Praxen. Bei knapp vier Prozent der Frauen und Männer, die sich zwischen 2012 und 2022 in Behandlung begeben hatten, war ein Burnout diagnostiziert worden. Eine Zunahme der Fälle über die untersuchte Zeitspanne hinweg konnten die Forschenden nicht feststellen. In der Schweiz und den Niederlanden liegen die Zahlen für schweren, behandlungsbedürftigen Burnout ähnlich hoch.

Drei typische Symptome bei Burnout

In der wissenschaftlichen Literatur werden mehr als 130 unterschiedliche Symptome genannt, die bei Burnout auftreten können. Die US-Psychologinnen Christina Maslach und Susan Jackson, die 1981 einen Fragebogen zur Erforschung des Burnout-Syndroms entwickelten, gingen aber von drei Kernmerkmalen aus: emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und reduzierte Leistungsfähigkeit.

1. Emotionale Erschöpfung

Die Betroffenen sind ständig müde und abgespannt – oft schon, wenn sie morgens aufstehen und den Arbeitstag noch vor sich haben. Insbesondere der Umgang mit Menschen strengt sie an. Ärztinnen und Ärzten mit Burnout fällt es beispielsweise schwer, sich auf ihre Patientinnen und Patienten einzustellen; Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich in der Klasse völlig ausgelaugt. Sie können sich auch in ihrer Freizeit schlecht erholen, und es ist ihnen kaum möglich, Ausgleich in Hobbys und anderen Aktivitäten zu finden, die ihnen früher einmal Spaß gemacht haben.

Hinzu kommen körperliche Erschöpfungssymptome sowie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Das Maslach Burnout Inventar (MBI) erhebt das Ausmaß der Beeinträchtigung mit Aussagen wie „Am Ende eines Arbeitstages fühle ich mich verbraucht“ oder „Den ganzen Tag mit Menschen zu arbeiten, ist für mich wirklich anstrengend“.

2. Depersonalisierung/Distanzierung

Menschen mit Burnout werden gegenüber ihrer Arbeit und den Menschen, mit denen sie in ihrem Job zu tun haben, gleichgültig und distanziert. Sie verlieren ihr Einfühlungsvermögen gegenüber Kollegen und Kundinnen (zum Beispiel ihren Patientinnen und Patienten) und beurteilen sie zynisch, abwertend oder bitter. Der Idealismus gegenüber ihrer Tätigkeit geht verloren. Exemplarisch für diese Haltung ist folgende Aussage im MBI: „Es macht mir nicht wirklich viel aus, was mit manchen Patienten passiert.“

3. Reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit

Ausgebrannte Menschen haben zudem den Eindruck, keine gute Arbeit mehr zu leisten. Auch wenn sie sich anstrengen, erscheint ihnen das Ergebnis ihrer Mühen schlecht und nichtig. Aussagen wie „Ich gehe ziemlich erfolgreich mit den Problemen meiner Patienten um“ oder „Ich habe in meiner Arbeit viele lohnenswerte Dinge erreicht“ würden sie eher nicht zustimmen.

Mögliche Ursachen eines Burnouts

Zentrale Ursache eines Burnouts ist das Gefühl der Überforderung und der chronische Stress, der damit einher geht. Beides wird durch verschiedene Faktoren begünstigt.

Beruf und Arbeitsbedingungen

Für den Hamburger Psychologie-Professor Matthias Burisch ist nicht die reine Arbeitsmenge ausschlaggebend für die Frage, wie sehr wir durch den Job gestresst sind: Ihr gegenüber stehen – wie auf einer Waage – die Erfolge und positiven Rückmeldungen, die wir durch unser Schaffen erhalten. Auch der Medizinsoziologe Johannes Siegrist glaubt, dass Stress durch ein Ungleichgewicht dieser beiden Aspekte entsteht. Er hat für diesen Zustand den Begriff „berufliche Gratifikationskrise“ geprägt. Risikofaktoren sind demnach mangelnde Anerkennung und Wertschätzung, das Gefühl, das über den eigenen Kopf hinweg entschieden wird, Konflikte mit Vorgesetzten oder Kolleginnen und der Eindruck, ungerecht behandelt zu werden. Als ungünstig gelten zudem unklare Arbeitsanforderungen und Schicht- oder Nachtarbeit.

Besonders gefährdet scheinen Frauen und Männer in sogenannten „helfenden“ Tätigkeiten zu sein, beispielsweise Lehrer oder Ärztinnen. Doch auch in anderen Arbeitsbereichen, die durch eine hohe Belastung gekennzeichnet sind, ist Burnout inzwischen eine häufige Diagnose.

Psychische Faktoren

Es gibt eine Reihe psychischer Faktoren, die die Entstehung eines Burnouts begünstigen. So ist besonders gefährdet, wer sich den Entscheidungen anderer ausgeliefert fühlt und glaubt, an seiner Situation wenig ändern zu können. Als Risikofaktoren gelten zudem hohe selbstgesteckte Erwartungen sowie ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken.

Auch das Persönlichkeitsprofil hat einen großen Einfluss: Menschen, die nervös und reizbar sind, die sich schnell ärgern oder ängstigen und häufigen Stimmungsschwankungen unterliegen, tragen ein erhöhtes Risiko. Dieser Wesenszug wird auch als Neurozitismus bezeichnet. Als schützend haben sich dagegen eine hohe Verträglichkeit (das heißt, die Fähigkeit, mit anderen auszukommen) und Gewissenhaftigkeit herausgestellt. Auch spirituelle Menschen scheinen deutlich weniger gefährdet zu sein.

Soziodemografische Faktoren

Manche Studien zeigen, dass junge Menschen häufiger an Burnout erkranken als ältere. Die Ergebnisse sind jedoch uneinheitlich. Das gilt auch für den Einfluss des Geschlechts. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Männer stärker zu Zynismus und Depersonalisierung neigen, Frauen dagegen zu emotionaler Erschöpfung. Der Bildungsstand scheint für das Burnout-Risiko keine Rolle zu spielen.

Lebensstil

Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, wenig Nikotin- und Alkoholkonsum, viel Sport und einer ausgewogenen Ernährung scheint vor Burnout zu schützen. Allerdings ist die Richtung der Kausalität oft unklar: Führt Alkohol zu Burnout? Oder trinken überlastete Menschen mehr? Und sind Schlafdefizite Ursache oder Ergebnis des Überforderungsgefühls?

Welche Burnout-Phasen gibt es?

Der Psychologie-Professor Matthias Burisch hat den typischen Verlauf eines Burnouts untersucht. Ergebnis ist ein Modell mit sieben Phasen, von denen aber nicht jede oder jeder Betroffene alle durchläuft.

Phase 1: Warnsymptome der Anfangsphase

Dazu zählen ein ins Ungesunde verstärktes Engagement (etwa freiwillige Mehrarbeit, das Gefühl, unentbehrlich zu sein, überhöhte Ansprüche und insgesamt ein hoher Idealismus) bei gleichzeitig dauernder Müdigkeit und Erschöpfung.

Phase 2: Reduziertes Engagement

In der Folge schlägt die übergroße Arbeitsbereitschaft ins Gegenteil um. Die Betroffenen legen ihren Klientinnen und Klienten gegenüber eine immer größere Gleichgültigkeit an den Tag, bis hin zur Abwertung („dieser Idiot ist doch selbst schuld“). Täglich zur Arbeit zu müssen, wird ihnen zur Qual. Sie überziehen ihre Pausen und machen abends früher Schluss. Gleichzeitig verlagern sie ihr Hauptinteresse auf die Freizeit. Von Familie und Freunden ziehen sie sich zurück; Empathie und die Bereitschaft zuzuhören schwinden. Sie haben ständig das Gefühl, ausgenutzt und nicht genügend anerkannt zu werden.

Phase 3: Emotionale Reaktionen, Schuldzuweisungen

Ausgebrannte Menschen reagieren in dieser Phase auf zwei Arten: Entweder geben sie sich selbst die Schuld an ihrem Zustand („ich bin zu nichts nütze“) oder sie hadern mit Vorgesetzten, Arbeitsbedingungen sowie Kundinnen und Kunden. Diese unterschiedlichen Schuldzuschreibungen führen zu zwei typischen Reaktionsmustern:

  1. Depression: Selbstmitleid, Abstumpfung, Gefühl der Leere, Neigung zum Weinen, Ohnmachtsgefühl, Apathie, Selbstmordgedanken

  2. Aggression: Schuldzuweisungen, Ungeduld, Launenhaftigkeit, Nörgeleien, Reizbarkeit, Misstrauen, häufige Konflikte mit anderen, Gefühl, angegriffen zu werden

Phase 4: Abbau

In dieser Phase nehmen kognitive Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität ab. Den Betroffenen fällt es zunehmend schwer, sich zu konzentrieren, komplexe Aufgaben zu erledigen und Entscheidungen zu fällen. Fehler bei der Arbeit häufen sich. Menschen mit fortgeschrittenem Burnout urteilen zudem undifferenzierter (Schwarz-Weiß-Denken) und sind nicht willens oder fähig, sich auf Veränderungen einzustellen.

Phase 5: Verflachung

Die Betroffenen ziehen sich zunehmend von ihrem Umfeld zurück. Sie geben ihre Hobbys auf; gegenüber anderen sind sie meist gleichgültig und desinteressiert. Dinge, die ihnen früher Spaß gemacht haben, bereiten ihnen keine Freude mehr.

Phase 6: Psychosomatische Reaktionen

Schon in den anderen Phasen können vielfältige körperliche Beschwerden und Kompensationsstrategien auftreten, die aber spätestens in dieser Phase nicht mehr zu ignorieren sind. Dazu können zählen:

  • häufige Infektionen

  • Schlafstörungen und Alpträume

  • sexuelle Probleme

  • Herzklopfen, Engegefühl in der Brust

  • Atembeschwerden

  • erhöhter Blutdruck

  • Rückenschmerzen, Kopfschmerzen

  • nervöse Tics

  • Verdauungsstörungen

  • Gewichtsveränderungen

  • gesteigerter Konsum von Alkohol, Tabak oder anderen Drogen

Phase 7: Verzweiflung

In der Endphase gewinnen Gefühle der Hoffnungs- und Sinnlosigkeit vollends die Oberhand; sie werden chronisch. Folge ist eine existenzielle Verzweiflung, in der Betroffene Suizid als vermeintlich letzten Ausweg sehen können.

Diagnose: Burnout

Laut ICD-11 ist das wichtigste Burnout-Symptom arbeitsbezogener Stress (ob es sich dabei um berufliche oder informelle Arbeit handelt, spielt keine Rolle). Dieser geht mit Erschöpfung, Distanzierung von der Tätigkeit oder den Menschen, mit denen man zu tun hat, und eingeschränkter Leistungsfähigkeit einher.

Zur Diagnose wird häufig das Maslach Burnout Inventar (MBI) eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von 22 Aussagen, zu denen Betroffene auf einer Skala von 0 bis 6 ihre Zustimmung geben sollen. Aus den Ergebnissen errechnen sich Werte für die drei oben genannten Burnout-Dimensionen. Allerdings wurde das MBI ursprünglich nicht für medizinische Zwecke entwickelt. Andere Erhebungsmethoden sind das Burnout Assessment Tool (BAT) und das Oldenburg Burnout Inventory (OLBI).

Um andere Ursachen auszuschließen, wird die Ärztin oder der Arzt in der Regel noch weitere körperliche Untersuchungen vornehmen. So können beispielsweise auch eine Anämie (also eine Verminderung des Hämoglobin-Gehalts im Blut), das Post-Covid-Syndrom oder eine Schilddrüsenunterfunktion Symptome hervorrufen, die denen eines Burnouts ähneln.

Burnout ähnelt in vielen Punkten einer Depression; manche Forschende halten beide Krankheiten sogar für identisch. Auch zu Angsterkrankungen gibt es Parallelen. In einer Metaanalyse aus dem Jahr 2019 wurden Ergebnisse von 67 Studien zusammengefasst, die Burnout, Depression und Angst miteinander verglichen. Demnach handelt es sich trotz der Ähnlichkeiten um getrennte Störungsbilder, die sich diagnostisch voneinander abgrenzen lassen. Ein wichtiges Kriterium ist, dass Burnout-Symptome zumindest in den Anfangsstadien der Erkrankung vor allem im Zusammenhang mit der Arbeit auftreten.

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Behandlungen für Burnout-Betroffene

Es gibt verschiedene Methoden, die zur Behandlung eines Burnouts eingesetzt werden. Viele von ihnen sind jedoch nicht gut genug untersucht, als dass sich Aussagen zu ihrer Wirksamkeit treffen ließen.

Psychotherapie

Kognitive Verhaltenstherapie: Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich in verschiedenen Studien als wirksamer Behandlungsansatz erwiesen. Sie versucht, schädliche Denk- und Verhaltensmuster durch gesündere zu ersetzen. Begleitend erlernen die Patientinnen und Patienten Entspannungstechniken und Methoden, mit denen sie akuten Stresssituationen begegnen können. Eine Sonderform ist der Salutogenese-Ansatz. Bei ihm steht die Suche nach Ressourcen im Vordergrund, die im Umgang mit der Arbeitsbelastung helfen können.

Tiefenpsychologische Verfahren: Dieser Ansatz sucht nach tief verwurzelten Gründen für Denkmuster und Verhaltensweisen, die zum Burnout geführt haben. Der Fokus liegt dabei meist auf Erfahrungen in der Familie und der Kindheit. Damit soll erreicht werden, dass die Betroffenen ihr Selbstwertgefühl nicht mehr vorrangig von der Arbeit abhängig machen. Mitunter erfolgt die Therapie in der Gruppe. Studien bescheinigen der Tiefenpsychologie ebenfalls eine gute Wirksamkeit; allerdings ist die Datenlage nicht so gut wie bei der kognitiven Verhaltenstherapie.

Mindfulness: Als Mindfulness oder Achtsamkeit wird eine Art von Meditation bezeichnet, bei der Betroffene sich intensiv auf ihre Wahrnehmungen und Gefühle fokussieren, ohne sie zu interpretieren oder zu beurteilen. Die Wirksamkeit dieses Ansatzes gegen arbeitsbedingten Stress und Überlastung ist ebenfalls in mehreren Untersuchungen belegt worden.

Körpertherapie und Sport

Unter den Begriff „Körpertherapie“ fallen eine ganze Reihe verschiedener Verfahren, beispielsweise Atemtherapie, Qi Gong, Tanztherapie, Akupunktur oder Massage. Ziel ist es, über körperliche Aktivität (die oft rhythmischer Natur ist) oder Berührungen Verspannungen aufzulösen, Wohlbefinden zu erzeugen und damit auch der Seele etwas Gutes zu tun. Sport hilft ebenfalls dabei, Spannungen und Stress abzubauen, er wirkt stimmungsaufhellend und fördert den erholsamen Schlaf.

Stressmedizin bei Burnout

Nicht jeder Mensch empfindet dieselben Dinge als stressig; nicht jeder reagiert auf dieselbe Weise auf Belastungen. In der Stressmedizin arbeiten Medizinerinnen verschiedener Disziplinen mit Psychologen zusammen, um die individuellen Auslöser von Stress zu identifizieren und zu erkennen, wie sich die Anspannung körperlich auswirkt. Ziel ist es, Stresszustände zielgerichteter zu therapieren und so das Gefühl des Ausgebranntseins zu bekämpfen.

Medikamentöse Behandlung

Menschen mit Burnout werden oft mit Antidepressiva oder angstlösenden Medikamenten behandelt. Ob die Wirkstoffe tatsächlich nachhaltig helfen, ist aber unklar, da nicht genügend Studien dazu vorliegen. Ein spezifisches Medikament gegen Burnout gibt es nicht.

Wird ein Burnout nicht behandelt, tendieren die Symptome dazu, sich zu verschlimmern. Am Ende steht oft das Vollbild einer klinischen Depression, häufig begleitet von Selbsttötungsabsichten. Zu den möglichen körperlichen Langzeitschäden gehören Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, chronische Schmerzen und Diabetes.

Prävention: Burnout vorbeugen und verhindern

In den vergangenen Jahren wurde vor allem versucht, einem Burnout vorzubeugen. Präventiv-Strategien zielen einerseits darauf ab, ungünstige Verhaltensmuster abzustellen und ein entspannendes Gegengewicht zum Arbeitsstress zu schaffen. Sie nehmen aber auch die Abläufe im Berufsalltag selbst in den Blick, um ein stressärmeres Arbeitsumfeld zu schaffen.

Arbeitsschutzmaßnahmen gegen das „Ausbrennen“

Eine ungünstige Unternehmenskultur kann das Burnout-Risiko für die Beschäftigten erhöhen. Ein gesundes Arbeitsumfeld zeichnet sich unter anderem durch folgende Punkte aus:

  • Verständnis für Pausen während der Arbeitszeit

  • wenige Überstunden, die zudem schnell wieder abgebaut werden

  • bedürfnisorientierte Urlaubsplanung

  • Sozialräume, die Entspannung zulassen

  • umfassende Kommunikation und Information, zum Beispiel regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeitenden und Teamsitzungen

  • Möglichkeit, sich einzubringen (Ideen-Management, Vorschlagswesen)

  • Weiterbildungsmöglichkeiten

  • regelmäßige Teambuilding-Maßnahmen, um das soziale Netz unter den Mitarbeitenden zu stärken

  • Wertschätzung und Anerkennung

  • Schulungen von Führungskräften, damit sie Burnout-Warnsignale bei ihren Mitarbeitenden (zum Beispiel zu starke Arbeitsbelastung, Anhäufung von Überstunden, erhöhte Fehlerquote, vermehrte Fehlzeiten) frühzeitig erkennen

  • innerbetriebliche Ansprechpersonen bei Konflikten und erhöhtem Stress

Betriebliche Gesundheitsförderung

Flankierend sollten Betriebe Angebote zur Gesundheitsförderung schaffen. Dazu zählen nicht nur explizite Schulungen zum Thema Stressmanagement und Entspannung, sondern auch Sportangebote oder sogar Dinge wie gemeinsames Singen („Mittagspausen-Chor“) oder mobile Massagen.

Individuelle Prävention

Wie können Menschen einem Burnout vorbeugen? Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung oder autogenes Training erlernen, einen Ausgleich in Hobbys wie Singen, Sport oder Tanzen suchen und dadurch gleichzeitig das soziale Netz erweitern, einen Kurs zum Thema Stressmanagement belegen: All das kann helfen, die Gefahr einer beruflichen Überlastung zu reduzieren.

Wie gelingt der Umgang mit Burnout im Job?

Bei einem Burnout ist der Arbeitsplatz der zentrale Stressor. Unternehmen stehen gegenüber ihren erkrankten Mitarbeitenden daher noch mehr als sonst in der Verantwortung. Zentrales Ziel sollte sein, die beruflichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Betroffenen leichter genesen können und das Risiko einer Neuerkrankung sinkt.

Sensibilisierung für das Thema sowohl im Team als auch in der Chefetage

Eine besondere Rolle kommt den Vorgesetzten zu, sowohl bei der Burnout-Prophylaxe als auch im Umgang mit erkrankten Mitarbeitenden. Führungskräfte sollten nicht nur die Arbeitsbelastung, sondern auch ganz allgemein das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick haben.

Sobald ihnen Warnsignale auffallen, die auf eine Überlastung hindeuten, sollten sie das Gespräch mit den Betroffenen suchen und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten. Dazu ist es wichtig, Vorgesetzte entsprechend zu schulen und für Burnout-Risiken und typische Symptome zu sensibilisieren. Auch das Team ist an dieser Stelle gefragt – häufig sind es die Kolleginnen und Kollegen, denen stressbedingte psychische Veränderungen früh auffallen. Wichtig ist es in diesem Zusammenhang, offen über das Thema Burnout aufzuklären und es so zu enttabuisieren.

Umgang mit betroffenen Mitarbeitenden

Wenn Führungskräfte bemerken, dass Mitarbeitende sich psychisch verändern, oft niedergeschlagen oder aggressiv wirken, Arbeit mit nach Hause oder ins Wochenende nehmen oder häufig wegen Krankheit fehlen, dann sollten sie im persönlichen Gespräch den Ursachen dafür auf den Grund gehen. Erhärtet sich der Verdacht auf Burnout, sollte es ein vorrangiges Ziel sein, die Arbeitsbelastung zu reduzieren.

In akuten Fällen kann beispielsweise auch ein Urlaub oder ein Kuraufenthalt sinnvoll sein. Auch bei der Wiedereingliederung nach einem Burnout ist das Verständnis von Vorgesetzten sowie Kolleginnen und Kollegen außerordentlich wichtig. Sie können beispielsweise durch eine verringerte Erwartungshaltung dazu beitragen, die Belastung am Arbeitsplatz nachhaltig zu reduzieren.

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)

Unternehmen haben gegenüber ihrer Belegschaft eine Fürsorgepflicht. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber festgelegt, dass Firmen häufig oder länger erkrankten Mitarbeitenden ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anbieten müssen. Die Teilnahme daran ist freiwillig. Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen langfristig zu erhalten und zu fördern. Zentrales Element sind dabei wiederholte Eingliederungsgespräche, in denen gemeinsam versucht wird, die Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes so zu verändern, dass die Belastung der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters nachhaltig sinkt.

Um die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu erleichtern, wird die Arbeitszeit oft über einen Zeitraum von mehreren Wochen schrittweise erhöht. Häufig werden den Betroffenen zudem gezielte Schulungen angeboten, mit denen sie das Risiko einer erneuten Erkrankung reduzieren können. Informationen zum BEM sind beispielsweise bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin erhältlich.

Fünf weitere häufig gestellte Fragen zum Thema Burnout

Burnout ist eine Erkrankung, die individuell sehr verschieden verlaufen kann. Die nachfolgenden Antworten können daher nur als Richtschnur gelten.

Wie lange dauert ein Burnout?

Das hängt unter anderem von der Schwere und Dauer der Überlastung ab. In leichteren Fällen können viele Betroffene bereits nach sechs Wochen bis drei Monaten wieder arbeiten. Mitunter kann sich die Gesundung aber auch ein Jahr oder länger hinziehen.

Soll ich mit Burnout weiterarbeiten?

In aller Regel sollten sich Menschen mit einem Burnout krankschreiben lassen, um dem Teufelskreis Überlastung – geringere Leistungsfähigkeit – größere Anstrengung zur Kompensation zu entkommen. In leichten Fällen kann es reichen, das Arbeitspensum deutlich zu reduzieren. Ob eine komplette Auszeit (begleitet von therapeutischen Maßnahmen, beispielsweise einer Kur) nötig ist oder nicht, sollte der Arzt oder die Ärztin entscheiden.

Gibt es einen Burnout-Test?

Ein anerkannter Burnout-Test ist das Maslach Burnout Inventar (MBI). Eine Online-Version auf Deutsch gibt es zum Beispiel hier, eine PDF-Version hier. Ein solcher Selbsttest kann aber keinesfalls eine medizinische Abklärung ersetzen.

Was ist ein „stiller“ Burnout?

Der Begriff „stiller Burnout“ bezeichnet kein genau definiertes Störungsbild und findet sich nicht in der medizinischen Fachliteratur. Er wird mitunter verwendet, wenn ein Burnout sich nicht mit massiven Symptomen äußert, sondern schleichend beginnt, so dass die Betroffenen und ihre Umgebung die Anzeichen übersehen.

Wie groß sind die volkswirtschaftlichen Folgen von Burnout?

Diese Frage ist schwer zu beantworten – vor allem, weil Burnout erst seit wenigen Jahren als eigenständige Diagnose gilt und entsprechend statistisch erfasst wird. Eine grobe Einschätzung erlauben Daten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) aus dem Jahr 2022: Demnach verursachten krankheitsbedingte Fehltage aufgrund psychischer Probleme Produktivitäts-Verluste in Höhe von 30,2 Milliarden Euro. Wenn zehn Prozent davon aus Burnout resultieren, wären das also etwa drei Milliarden Euro. Hinzu kommen noch weitere Kosten, etwa für die Behandlung der Betroffenen, die Schätzungen zufolge etwas in derselben Größenordnung liegen.

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