Konsumkritik: Japansäge

Die Japansäge zertrennt nur auf Zug, nie unter Druck. Sie ist biegsam, bricht aber nie. Davon kann sich der moderne Mensch eine Scheibe abschneiden.

Das Bild zeigt eine Japansäge
Wenn man sie unter Druck setzt, tut sie nichts. Darin sieht die Säge dem Menschen ähnlich. © imageBROKER | Karin RollettVlcek/ picture alliance

In der „Bedürfnispyramide“ des Psychologen Abraham Maslow bilden physiologische Bedürfnisse die breite Basis, während Selbstverwirklichung an der Spitze thront. Überall dort, wo unsere physiologischen Bedürfnisse befriedigt sind, verwandeln sich schnöde materielle Waren in Agenten metaphysiologischer Selbstverwirklichung. In materiell saturierten Konsumkulturen unterhalten wir totemistische Beziehungen zu Waren, die eine identitätsstiftende Rolle für uns spielen, die wir pflegen und ehren. Neben solchen, die dem Istzustand unserer Identitäten schmeicheln, gibt es solche, die als Vorbilder dazu aufrufen, ihrem Beispiel zu folgen.

Zur Elite dieser totemistischen Waren zählt die Japansäge. Sie ist biegsam, aber sie bricht nicht. Ihrer einfachen Konstruktion liegt reiche Erfahrung zugrunde. Sie ist nützlich und zugleich elegant. Vor allem aber sägt sie auf Zug, nicht auf Druck. Darin gipfelt ihr Vorbildcharakter: Wird man beim Heimwerken dazu inspiriert, Menschen mitzunehmen statt unter Druck zu setzen, ist viel gewonnen.

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