Kinder, die andere Kinder in Schulen tyrannisieren, sogenannte Bullys, können auf passive und aktive Unterstützung bauen. Zustimmung finden sie auch für ihre Sicht auf die Opfer: Diese gelten als „nicht normal“ und es wird ihnen unterstellt, damit der Reputation der Klasse zu schaden. Was als normal gilt, definierten die Täter, stellten Psychologinnen in einer Studie fest. Einer der Mobber in vier Mittelschulklassen war für die anderen sogar „der Boss“ – alle machten, was er sagte. Er werde gefürchtet und bewundert zugleich.
Die Psychologinnen beobachteten drei Monate lang vier Klassen einer polnischen Mittelschule. Dabei identifizierten sie insgesamt vier Bullyingfälle. Sie zeichneten die Abläufe detailliert auf und führten anschließend auf Grundlage dieser Beobachtungen mit 47 Bullys und ihren Opfern strukturierte Tiefeninterviews. Ob Bullys, Opfer oder Unterstützer: Allen Schülern war ihr Handeln bewusst. Alle gaben außerdem an, es schwierig zu finden, aus den jeweiligen Rollen auszubrechen.
Die Psychologinnen erklären: In Schulen, die Mobbing abbauen wollen, müssten die Mobbingprozesse sowie die jeweiligen Trigger und Fallen verstanden werden, und zwar von allen Beteiligten. Bullying sei ein soziales Phänomen, in das auch ganz normale Jugendliche verwickelt werden könnten.
Magorzata Wójcik, Maria Mondry: “The Game of Bullying”: Shared beliefs and behavioral labels in bullying among middle schoolers. Group Dynamics: Theory, Research, and Practice, 2020. DOI: 10.1037/gdn0000125