Kinder und Job unter einen Hut zu bekommen, das ist vor allem für Frauen nicht leicht, so das gängige Bild in Medien und Politik. Eine Übersichtsstudie von Psychologen aus den USA zeigt jedoch, dass dieses Bild unvollständig ist: Die Belastung von Vätern ist ähnlich hoch – beide Geschlechter leiden im gleichen Ausmaß unter dem Konflikt zwischen Beruf und Familie.
Die vier Forscher analysierten die Daten aus 354 Studien der vergangenen 30 Jahre, für die berufstätige Frauen und Männer mit Kindern zu ihrem Arbeits- und Familienleben befragt worden waren. Sie werteten die Informationen von mehr als 250 000 Müttern und Vätern aus aller Welt aus.
Auch Männer geraten in die Bedrouille
Die befragten Männer berichteten eher, aufgrund von längeren Arbeitszeiten mit den familiären Pflichten in die Bredouille zu geraten. Frauen gaben häufiger an, sich aufgrund der großen Anstrengung im Beruf belastet zu fühlen. Bei Paaren, bei denen beide vollzeitbeschäftigt waren, klagten ebenfalls beide über Konflikte zwischen Arbeit und Familie. Männer sahen eher Einschnitte im Familienleben durch den Job, Frauen umgekehrt eher Hemmnisse in ihrem Berufsleben durch die familiären Pflichten.
Das ist politischer Zündstoff, meinen die Studienautoren. Wenn Männer und Frauen weltweit das gleiche Ausmaß an Unvereinbarkeit von Beruf und Familie erleben, sollte es überall entsprechende Gesetze und Vereinbarungen geben, um Väter und Mütter in gleichem Maße zu entlasten. Die Forscher prangern an, dass auch heute noch Müttern von Vornherein Karrierechancen vorenthalten würden, weil ihnen unterstellt werde, ihre berufliche Laufbahn nicht ernst genug zu nehmen. Männer hingegen fühlten sich stigmatisiert, wenn sie familienfreundliche Arbeitsmodelle ihrer Firma nutzten.
Kristen M. Shockley u. a.: Disentangling the relationship between gender and work-family conflict: An integration of theoretical perspectives using meta-analytic methods. Journal of Applied Psychology, advance online publication, Juli 2017. DOI: 10.1037/apl0000246