Wie man dem Gefühl, wertvoll zu sein, einen Schub verleiht

Geschätzt zu werden, für andere Bedeutung zu haben – das wollen wir alle. Hier sind vier Wege, auf denen wir zu mehr Wertschätzung finden können.

Ein Mann nimmt einen anderen Mann in den Arm, der dabei glücklich lacht
Wertschätzung ist ein wechselseitiger Prozess. Wer sie gibt, wird sie auch zurückbekommen. © Oliver Rossi/Getty Images

Wertschätzung zu erfahren, für andere Menschen Bedeutung zu haben – das ist ein zentrales menschliches Bedürfnis. Mattering nennt die Forschung das und beschreibt auch, wie wir es beeinflussen können, für andere zu zählen.

Mit diesen vier Punkten können Sie Ihr Gefühl, wertvoll zu sein, steigern:

1. Inventur machen

In ihrem Buch How People Matter raten Isaac und Ora Prilleltensky dazu, eine Liste mit Fähigkeiten und positiven Eigenschaften zu erstellen und sich an Situationen zu erinnern, in denen man sie für andere eingesetzt hat. „Diese Übung wird einem helfen, sich wertvoller zu fühlen“, schreiben sie. Vielleicht kennt man sich gut mit Pflanzen aus, und die Freundin, die keinen grünen Daumen hat, fragt einen ständig um Rat. Oder man übernimmt es jedes Jahr, die gemeinsame Steuererklärung zu erstellen, was der Partner sehr schätzt. Mehr noch: Eine solche Inventur zeigt Wege auf, wie man seine Talente zukünftig noch breiter für andere einsetzen kann. Könnte man beispielsweise in einem Nachbarschaftsgarten nützlich sein oder sich anbieten, dem Onkel bei steuerlichen Fragen zu helfen?

2. Interaktionen gestalten

Wie sehr uns Menschen schätzen, wird zu einem großen Teil davon bestimmt, wie wir mit ihnen umgehen. „Wenn man für andere wichtig sein will, sollte man gut zuhören können, Interesse an ihnen zeigen sowie empathisch und unvoreingenommen sein“, sagt Isaac Prilleltensky. „Man muss wagen, sich verletzlich zu zeigen und etwas über sich preiszugeben. Man muss Unterstützung anbieten, aber auch selbst mal um Beistand bitten. Wer hier Defizite hat, sollte sich daranmachen, seine Kommunikationsfähigkeiten aufzupolieren, und sich darin üben, mehr emotionale Nähe zuzulassen. Mit der Zeit wird dies das Gefühl, bedeutsam zu sein, stärken.“

3. Anerkennung ausdrücken

Wertschätzung sei ein wechselseitiger Prozess, sagt Flett, der am besten nach dem Motto funktioniert: „Ich zeige dir, wie wichtig du für mich bist, und du zeigst es mir.“ Insbesondere bei Paaren trage dies enorm zur Qualität der Beziehung bei, wie Studien zeigten. Prilleltensky rät dazu, seine Achtung explizit in Worte zu fassen. Man kann konkrete Beispiele nennen („Danke, dass du gestern das Wäschewaschen übernommen hast“) oder auch allgemeinere Aussagen treffen („Du bringst mich immer so schön zum Lachen“). „Hauptsache“, so Prilleltensky, „man spricht es aus und denkt es nicht nur.“ Dies sei auch im Beruf wichtig. „Also den Kolleginnen und Mitarbeitern regelmäßig sagen, dass man sie schätzt und warum.“

4. Sich ehrenamtlich engagieren

Der vielleicht einfachste Weg zu spüren, dass man zählt, sagt Gordon Flett, besteht darin, einen guten Zweck zu finden, für den man sich einsetzen kann. Idealerweise beinhaltet das eine Aktivität, bei der man anderen Menschen oder der Gemeinschaft als Ganzes einen Dienst erweist. Eine Langzeitstudie von Jane Piliavin und Erica Siegl (University of Wisconsin-Madison) mit 4000 Teilnehmenden deutet darauf hin, dass ehrenamtliches Engagement – beispielsweise im Gemeindezentrum, in der Eltern­vertretung oder in einer Wohlfahrtsorganisation – die Überzeugung, dass die eigene Existenz Gewicht hat, mehr fördert als andere soziale Aktivitäten wie in den Sportverein oder zum Buchclub gehen. Dabei gilt: Je mehr gemeinnützige Tätigkeiten die Teilnehmenden übernahmen und je länger ihr Engagement anhielt, desto größer waren die positiven Wirkungen auf ihr Wohlbefinden.

Wollen Sie mehr zum Thema erfahren? Dann lesen Sie auch, wieso Wertschätzung und Anerkennung für den Menschen so wichtig sind in Weil ich es dir wert bin!

Quellen

John Taylor et al.: Age, Perceptions of Mattering, and Allostatic Load, in: Journal of Aging and Health, Volume 31.10, 1-20, 2019

Gregory C. Elliott. Family Matters: The Importance of Mattering to Family in Adolescence. Wiley-Blackwell 2009

Gordon Flett u.a.: The Anti-Mattering Scale: Development, Psychometric Properties and Associations with Well-Being and Distress Measures in Adolescents and Emerging Adults, in: Journal of Psychoeducational Assessment, Vol. 40.1, 37-59, 2022

Ariane Froidevaux u.a.: The role of mattering as an overlooked key challenge in retirement planning and adjustment, in: Journal of Vocational Behavior, Vol. 94, 57-69, 2016.

Jacob A. Ybarra & Ryan B. Seedall: Fostering connection: A dyadic analysis of the relationships between mattering, attachment, and mental health, in: Journal of Marital and Family Therapy, first published: 20 May 2024 https://doi.org/10.1111/jmft.12720

Jane A. Piliavin & Erica Siegl: Health Benefits of Volunteering in the Wisconsin Longitudinal Study, in: Journal of Health and Social Behavior, Vol. 48.4, 450-464, 2007

Gordon Flett: An introduction, review, and conceptual analysis of mattering as an essential construct and an essential way of life, in: Journal of Psychoeducational Assessment, Vol. 40.1, 3-36, 2022. https://doi.org/10.1177/07342829211057640

Gordon L. Flett: The Psychology of Mattering. Understanding the Human Need to be Significant. Academic Press 2018

Isaac Prilleltensky, Ora Prilleltensky: How People Matter. Why it Affects Health, Happiness, Love, Work, and Society. Cambridge University Press 2021

John Taylor, R. Jay Turner: A longitudinal study of the role and significance of mattering to others for depressive symptoms. Journal of Health and Social Behavior, 42/3, 2001, 310–325

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