Die meisten Menschen – bis zu 90 Prozent – wünschen sich von ihrem Partner oder ihrer Partnerin Treue, wie Umfragedaten zeigen. In der Realität waren allerdings 40 Prozent aller deutschsprachigen Männer und Frauen schon einmal untreu. Zwei Soziologinnen werteten die Längsschnittdaten von im Schnitt 31 Jahre alten Befragten des Beziehungs- und Familienpanels pairfam aus und kamen zu dem Schluss: Das Risiko, dass eine Person fremdgeht, erhöht sich bei schweren Konflikten in der Beziehung und dann, wenn schon Trennungsgedanken vorhanden sind.
Der wichtigste Puffer gegen Untreue sei die sogenannte Langzeitorientierung der Beteiligten (commitment) – sie stabilisiere eine Beziehung auf mehrfache Art: Langzeitorientierte Partnerinnen und Partner denken über weit in der Zukunft liegende Konsequenzen ihrer gegenwärtigen Handlungen nach und wägen Kosten und Nutzen einer möglichen Affäre stärker ab. Sie beurteilen mögliche alternative Partner schlechter, als sie objektiv wären, und schützen so ihre eigene Beziehung.
Langzeitorientierte überlegen auch, was sie bei einem Ende der Partnerschaft verlieren würden, gemeinsame Freunde oder gemeinsames Eigentum etwa. Dieses commitment kann bei schweren Konflikten schwinden. Trennungsgedanken machen sich breit und die Unzufriedenheit wächst, das Risiko für Untreue steigt.
Susanne Ackermann