„Ranking Feedback” – der Begriff steht für eine Rückmeldung, bei der die Leistung eines einzelnen Mitarbeiters mit der von Kollegen verglichen wird. Diese Praxis sei in arbeitswissenschaftlicher Forschung und auch in Unternehmen umstritten, werde aber dennoch angewendet, etwa in der Internetbranche und in großen IT-Unternehmen, schreiben der Psychologe Jan K. Woike und der Wirtschaftswissenschaftler Sebastian Hafenbrädl in einer aktuellen Studie. Ranking-Feedback wirkt sich negativ aus, stellen die beiden Forscher nach einem Laborexperiment fest. Aus kooperativen Kollegen werden dadurch Rivalen, die nur noch das Ziel haben, die anderen zu überflügeln – anstatt zum Erfolg eines Vorhabens beizutragen, bei dem alle Beteiligten aufeinander angewiesen sind.
Probanden waren 112 Studierende verschiedener Fachrichtungen sowie 28 berufserfahrene Manager und Managerinnen. In Gruppen von jeweils vier Personen spielten sie in zehn Runden Varianten des Gemeinwohlspiels (public goods game) und konnten pro Runde eine Anzahl an Punkten in das Spiel investieren, um den Erfolg zu sichern. Wie sich kooperatives Verhalten auswirkte, wurde in zwei Versuchsbedingungen vorgegeben: Einmal führte Zusammenarbeit zu einem besseren Ergebnis der gesamten Gruppe, aber einem schlechteren Einzelergebnis. Und in der anderen Bedingung verschlechterte unkooperatives Verhalten das Gesamtergebnis und man schadete den Mitspielern noch mehr als sich selbst. Nach jeder Runde bekamen die Teilnehmer drei Arten von Feedback: Entweder nur über das eigene Abschneiden oder in Form eines Rankings über die eigene Leistung im Vergleich zu der der Mitspieler. Oder es gab nur Informationen über die Leistungen der gesamten Gruppe.
Wir neigen ohnehin dazu, uns zu vergleichen
Ergebnis: Nicht nur die Studierenden, auch die erfahrenen Manager unter den Probanden wurden nach dem Erhalt des „Ranking-Feedbacks“ kompetitiver und erklärten, die anderen überflügeln zu wollen und ihnen nicht zu vertrauen – ohne sich um das Ergebnis des Spiels zu kümmern. Die Forscher weisen auf einen Vorteil der experimentellen Situation hin: Hier konnten andere Einflüsse auf die Wettbewerbsorientierung, wie etwa Bonuszahlungen, ausgeschlossen werden. Das zeige: Vergleichsfeedback an sich zeige offenbar eine starke Negativwirkung, unabhängig davon, ob es um Mitarbeiter oder Führungskräfte gehe. Aus psychologischer Sicht triggern solche Rankingbewertungen unsere Neigung an, uns mit anderen zu vergleichen.
Jan K. Woike, Sebastian Hafenbrädl: Rivals without a cause? Relative performance feedback creates destructive competition despite aligned incentives. Journal of Behavioral Decision Making, 1/15, 2020. DOI: 10.1002/bdm.2162