Drei Viertel unserer täglichen Gedanken drehen sich um die Planung unseres Alltags, hat der bekannte Psychologe Roy F. Baumeister festgestellt. Und wer gut plant, kann Nachteile vermeiden und sich das Leben leichter machen, etwa über potenzielle Hindernisse rechtzeitig nachdenken. Offenbar tun wir das aber nur dann auch wirklich effektiv und erfolgreich, wenn der Kopf frisch ist und wir genügend Selbstkontrolle haben, stellten Psychologen in einem Feld- und vier Laborexperimenten mit insgesamt 546 Teilnehmern fest. Unter Selbstkontrolle verstehen die Forscher, dass wir in der Lage sind, Versuchungen zu widerstehen.
In den Experimenten untersuchten die Wissenschaftler, ob geistige Überanstrengung unsere Selbstkontrolle senkt und ob wir in diesem Zustand fehlender Beherrschung noch planen wollen und können. Die Forscher zwangen die Teilnehmer des Experiments, bei einer Aufgabe immer wieder ihre ursprünglichen Ideen aufzugeben und neue zu finden, um sie geistig müde zu machen. Anschließend – geistig erschöpft – zeigten sich die Probanden deutlich weniger bereit, Pläne zu machen, als die Kontrollgruppe mit leichteren Aufgaben. Und Teilnehmer, deren mentale Ressourcen zur Neige gegangen waren, entschieden sich in einem weiteren Laborexperiment nur halb so oft für eine Planungsaufgabe.
Um noch mehr über die Auswirkungen geistiger Erschöpfung herauszufinden, befragten die Forscher in einem Feldexperiment Ikeakunden. Dass der Einkauf in dem schwedischen Möbelhaus die Nerven strapazieren kann, ist bekannt, aber senkt der Möbelshopping-Trip auch unsere Selbstkontrolle? Offenbar ja, stellten die Forscher fest. Die befragten Kunden gaben nach dem Einkaufen an, jetzt keine Entscheidungen mehr treffen und nicht mehr planen zu können – sie waren zu müde und konnten nicht mehr klar denken.
Hallgeir Sjåstad, Roy F. Baumeister: The future and will: Planning requires self-control, and ego depletion leads to planning aversion. Journal of Experimental Social Psychology, 76/2018. DOI: 10.1016/j.jesp.2018.01.005