Manche Menschen, die sich selbst als hochsensibel empfinden, zeigen laut einer neuen Studie ein gewisses Anspruchsdenken: Sie wollen Unannehmlichkeiten und zu viel Aufregung vermeiden und denken, dass sie das aufgrund ihrer ungewöhnlichen Wahrnehmung auch verdient haben. Die Forscher nennen diese Mischung aus Hochsensibilität und Anspruchsdenken „hypersensitiven Narzissmus“. Diese Haltung gehe auch einher mit einem geringen Selbstwertgefühl.
In zwei Studien wurden rund 600 Personen Fragebögen zu Hochsensibilität, Narzissmus, Anspruchsdenken, Selbstwertgefühl vorgelegt. Die Hochsensiblen berichteten, auf unangenehme Situationen sehr stark zu reagieren. Diese Eigenschaft könne bei ihnen zu Negativkreisläufen und Rückzug führen.
Sie neigten dazu, sich als etwas Besonderes zu sehen, und hätten den Anspruch, wegen ihrer erhöhten Sensibilität negativen Erfahrungen aus dem Weg zu gehen. Dies schwäche aber auch ihre Verbundenheit zu anderen. Hochsensible neigten zu Fantasien der Grandiosität, was sie aber vor anderen verbergen. Die Forscherinnen und Forscher schreiben, sie wollten darlegen, wie Hochsensible sich selbst wahrnähmen, es gehe ihnen nicht um Pathologisierung.
Emanuel Jauk u.a.: Do highly sensitive persons display hypersensitive narcissism? Similarities and differences in the nomological networks of sensory processing sensitivity and vulnerable narcissism. Journal of Clinical Psychology, 2022. DOI: 10.1002/jclp.23406