Miriam Püttner erzählt: In der Fahrschule hat Autofahren eigentlich Spaß gemacht. Aber mit dem Auto meiner Eltern entwickelte es sich zum Problem: Als ich Schwierigkeiten hatte, am Berg anzufahren, hat meine Mama kurzerhand die Handbremse gezogen, um uns aus der unangenehmen Situation zu befreien. Ähnliches passierte dann mit meinem Vater – immer wieder würgte ich den Wagen ab. Ich war so unter Druck, dass ich gezittert habe. „Jetzt fahr halt endlich!“, sagte er. Vor Schreck schaffte ich es irgendwie in unsere steile Garageneinfahrt.
Danach wusste ich: Das war’s mit dem Autofahren. Ich kann’s nicht. Ich bin eine Versagerin, ein Hindernis, das allen im Weg ist.
Ein paar Mal bin ich noch gefahren, dann 13 Jahre nicht mehr. Ich zog weiter weg von zu Hause und hatte kein Auto. Bei Freunden reichte das als Begründung, aber insgeheim habe ich mich geschämt, dass ich nie den Fahrdienst übernehmen konnte.
Erst als mein Freund ein Auto gekauft hat, traute ich mich wieder hinters Steuer. Aber als wir auf der Schräge unserer Anwohnertiefgarage standen, war meine Angst sofort wieder da. Die Ratschläge meines Freundes konnte ich schon gar nicht mehr wahrnehmen und infolgedessen hatten wir eine kleine Auseinandersetzung.
Doch diesmal war mein Wille stark genug. Ich wollte endlich meine Abhängigkeit überwinden und selbständig werden. Im Netz suchte ich eine Fahrschule, die sich auf Fahrangst spezialisiert hat. Mit meinem Fahrlehrer erlaube ich mir, mir Zeit zu lassen. Er erinnert mich ans Atmen, wenn ich zittere. Aber das kommt nur noch selten vor. Häufig macht das Autofahren jetzt sogar wieder Spaß.
Miriam Püttner ist Grafik- und Produktdesignerin.