Macht Masochismus fies?

Zwei Seiten der gleichen Medaille? Auch Masochisten neigen zu antisozialem Verhalten im Alltag.

Gutartiger Masochismus wird in der Psychologie definiert als der Genuss an aversiven körperlichen und seelischen Zuständen, die aber nicht mit realen Gefahren einhergehen. Doch Masochisten haben offenbar auch eine Neigung zu alltäglichem Sadismus: Sie sind gern gemein zu anderen und verhalten sich bewusst kühl oder sind nicht fair (wenn sie meinen, dass es unentdeckt bleibt). Psychologen erforschten den Zusammenhang zwischen Masochismus und antisozialem Verhalten und fanden diesen in sechs Studien mit fast 3000 Befragten aus Europa und den USA. Geschlechtsunterschiede wurden fast keine beobachtet, allerdings ist Traurigkeit ein Gefühl, das masochistische Frauen offenbar anziehender fanden als Männer. Die Forscher verwendeten unter anderem Skalen zu Machiavellismus, Alltagssadismus und antisozialem Verhalten und verglichen in einem Experiment Reaktionen auf unangenehme Reize wie einen bitteren Geschmack. Gefragt wurde nach körperlichem Schmerz, Schwitzen, Brennen im Mund bei sehr scharfen Gewürzen oder starkem Alkohol oder nach Emotionen wie Traurigkeit, Angst und Ekel.

Christina Sagioglou, Tobias Greitemeyer: Common, nonsexual masochistic preferences are positively associated with antisocial personality traits. Journal of Personality, 2019. DOI: 10.1111/jopy.12526

Artikel zum Thema
Gesundheit
Wir suchen Freude und meiden Schmerz. Doch warum weinen wir dann nach Siegen und martern uns mit scharfem Curry? Oder Sado-Maso-Spielen?
Gesellschaft
80 bis 90 Mal pro Tag verwenden wir Begriffe, die sich nicht gehören. Warum sind diese Wörter tabu? Warum sagen wir sie trotzdem?
Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 4/2020: Mein wunder Punkt
Anzeige
Psychologie Heute Compact 78: Was gegen Angst hilft