Wie gehen Menschen während der Coronapandemie mit ihren Gefühlen um, wie managen sie ihre Angst oder ihre Sorgen? Dieser Frage gingen Forscherinnen und Forscher in den ersten Wochen der Pandemie nach und stellten fest: Fast alle Teilnehmenden – insgesamt 1500 Personen aus zwei sehr unterschiedlichen Stichproben – berichteten von Angst und dem Versuch, die persönliche Lage während der Pandemie neu einzuschätzen (reappraisal). In dieser Neueinschätzung einer Krisensituation sehen Psychologinnen und Psychologen einen wichtigen Schritt, um negative Emotionen zu regulieren und abzumildern.
Prinzipiell fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei Wege, negative Emotionen in Zeiten der Pandemie zu regulieren: Viele Menschen versuchten, ihre Furcht „loszuwerden“, indem sie die negativen Nachrichten nicht richtig ernst nahmen oder nicht glaubten.
So verbesserte sich zwar ihr Wohlbefinden, aber sie wurden auch leichtsinnig und hielten Schutzmaßnahmen nicht ein. Diesen Tausch „Angst gegen Leichtsinn“ halten die Forschenden für gefährlich. Der Befund offenbart ein Dilemma: Wenn Botschaften aus Politik und Wirtschaft in einer Gesundheitskrise darauf abzielen, Angst zu reduzieren, könnte das „nach hinten losgehen“ und das gesundheitliche Risiko für viele erhöhen.
Ein anderer Teil der Befragten bewertete die Lage so, dass sie trotz der Pandemie auch positive und prosoziale Emotionen erleben konnten wie Dankbarkeit, Inspiration und Verbundenheit zu anderen. Dadurch ging es ihnen besser und es führte dennoch nicht dazu, dass sie ihre und die Gesundheit anderer vernachlässigten
Angela Smith u.a.: Coping with health threats: The costs and benefits of managing emotions. Psychological Science, 2021. DOI: 10.1177/09567976211024260