Wer Impfungen befürwortet, stimmt damit offenbar einer Art sozialem Vertrag zu. Dies ergaben vier psychologische Experimente. Die Forscher ließen mehr als 2000 Teilnehmer an einem Onlinespiel teilnehmen, in dem es um die Vor- und Nachteile von Impfungen ging. Vor dem Spiel trafen die Probanden eine Impfentscheidung, gaben also an, ob sie sich selbst in dem Spiel als geimpft ansahen oder nicht. Beide Entscheidungen hatte negative monetäre Konsequenzen: Nichtgeimpfte hatten ein höheres Risiko zu erkranken und gefährdeten andere, wofür sie Geld verloren. Für Geimpfte entstanden Kosten durch Nebenwirkungen der Impfung.
Die Psychologen testeten außerdem vor und nach dem Spiel die Großzügigkeit der Teilnehmer; sie sollten Geldmarken zwischen sich und einem ihnen unbekannten Probanden aufteilen. Bei dem Nachtest mit einem anderen Partner erhielten sie zusätzliche Informationen über diesen, nämlich ob er sich vor dem Spiel für oder gegen eine Impfung entschieden hatte. Außerdem erfuhren sie noch, ob die andere Person einen Migrationshintergrund hatte. Die „geimpften Teilnehmer“ erwiesen sich als weniger großzügig, wenn der neue Partner nicht geimpft war, unabhängig davon, ob diese Person einen Migrationshintergrund hatte oder nicht.
Lars Korn u.a.: Vaccination as a social contract. PNAS, 2020. DOI: 10.1073/pnas.1919666117